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PAN Germany Projekt - Biozide - Risiken mindern

Lebensmittelmotten

Folgende Informationen stehen auch als Download (pdf-file, 430 kb) zur Verfügung

Biozid_Logo, Fotonachweis: PAN Germany Im folgenden bieten wir Ihnen praktische Tipps für eine gesundheits- und umweltgerechte Vorgehensweise gegen Lebensmittelmotten. Lebensmittelmotten sind Vorratsschädlinge die recht häufig auftreten. Sehr viel häufiger als durch Zuflug erfolgt der Befall über eine passive Einschleppung mit Lebensmitteln, Tiernahrung oder mit Verpackungsmaterial (Holzwolle, Papier, Pappe etc.). Wer ein Mottenproblem hat, hat somit nicht automatisch auch ein Hygieneproblem. Im Haushalt oder im Betrieb kann durch einfache Vorsorgemaßnahmen ein Mottenbefall oder dessen Ausbreitung verhindert werden. Sollte doch ein Befall auftreten, so ist es nicht notwendig zur Giftspritze zu greifen. Es gibt verschiedene, sehr wirkungsvolle Methoden und Produkte, die im Vergleich zu chemischen Mottengiften keine Risiken für die Gesundheit oder für die Umwelt darstellen.


Welche Schäden verursachen Lebensmittelmotten?

Die Motten durchsetzen Lebensmittel mit ihren Gespinnsten und mit ihrem Kot. Außerdem ist es möglich, dass sie Pilze oder Milben einschleppen. Der Verzehr befallener Produkte kann daher zu Allergien, Hauterkrankungen oder Magen-Darm-Erkrankungen führen. Von Lebensmittelmotten befallene Vorräte sind somit für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet.?Das Nahrungsspektrum der einzelnen Lebensmittelmottenarten deckt sich weitgehend. Sie ernähren sich mit Vorliebe von Getreide und Getreideprodukten wie Mehl, Grieß, Schrot, Kleie, Haferflocken oder Nudeln. Des weiteren fressen sie Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbse sowie Nüsse, Mandeln, Sonnenblumenkerne, Dörrobst, Dörrgemüse, getrocknete Pilze, Gewürze, Heilkräuter, Hefe, Trockenmilch, Soja, Kakao, Schokolade, trockene Backwaren, Sämereien Saatgut oder Trockentiernahrung.

Woran erkennt man Lebensmittelmotten?

Motten gehören zu den Schmetterlingen. Sie sind nicht so bunt wie andere Schmetterlinge, sondern häufig silbrig-grau bis bernsteinfarben oder kupferrot. Sie sind relativ klein und haben schuppenbesetzte Flügel. Lebensmittelmotten sind kleine, unscheinbare Falter. Oft sitzen sie ruhig an der Wand in der Küche oder in angrenzenden Räumen. Wenn ihre Flügel in Ruhestellung nach hinten zusammengelegt sind, sehen sie wie ein kurzer Strich an der Wand aus. Bei Lebensmittelmotten ist es sehr selten, dass sie durch Flug zu ihrem Nährsubstrat gelangen, da befruchtete Weibchen nur sehr kurze Strecken aktiv fliegen. Sie bewegen sich eher krabbelnd oder in kleinen Sprüngen vorwärts.
Eine einzelne Motte zu entdecken, ist noch kein Grund zur Aufregung. Wenn aber mehrere gesehen werden oder neben erwachsenen Tieren auch herumwandernde Raupen, dann ist ein Mottenbefall wahrscheinlich. Sehr viel häufiger erkennt man den Befall an den fadenförmigen Gespinsten und an zusammengeklebten Körnern in den Lebensmittelvorräten.


Wieso sollten Sie auf chemisch-synthetische Mottenbekämpfungsmittel verzichten?

Schädlingsbekämpfungsmittel gehören zu den Biozidprodukten. Chemische Biozide gelten grundsätzlich als gefährliche Stoffe, denn ihre Zweckbestimmung ist es, Lebewesen zu schädigen. Seit 2004 verbietet der Gesetzgeber daher grundsätzlich verharmlosende Angaben bei diesen Mitteln wie "ungiftig" oder "unschädlich". Beim Einsatz von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln können Gesundheitsrisiken auftreten, die besonders für empfindliche Personengruppen, wie Babies, Schwangere oder Kranke problematisch werden können. Mittel gegen Insekten enthalten oft Nervengifte, die auch das Nervensystem von Menschen und Haustieren schädigen können. In der Regel sind synthetische, d.h. künstlich hergestellte Wirkstoffe viel langlebiger als natürliche Stoffe. Die stabilen Insektengifte können in die Innenraumluft übertreten, Lebensmittel kontaminieren oder werden mit dem Abfall oder mit dem Wischwasser in die Umwelt eingeleitet und belasten Böden und Gewässer. Zwar kostet der Einsatz von natürlichen Verfahren in der Regel mehr Geduld und kann aufwändiger sein. Dieser Einsatz lohnt sich aber, da Sie auf der sicheren Seite sind und sich keine Sorgen um mögliche Gesundheitsrisiken oder um Umweltbelastungen machen müssen.

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....und noch mehr Wissenswertes zu Lebensmittelmotten

Die Entwicklungsstadien der Motten sind dieselben wie bei anderen Insekten, vom Ei über die Larve und Puppe zum erwachsenen Falter. Die ca. 0,6 mm großen Eier werden direkt auf geeignete Nahrung abgelegt. Die geschlüpften Larven leben verborgen in ihrem Nahrungssubstrat. Im Puppenstadium vollzieht sich die vollständige Entwicklung zum Falter. In diesem Stadium und als erwachsener Falter wird keine Nahrung mehr aufgenommen. Die erwachsenen Falter haben lediglich die Aufgabe der Fortpflanzung. Sie leben nur 1-2 Wochen, paaren sich in dieser Zeit und die Weibchen legen ihre Eier ab. In zentralbeheizten Wohnungen können bis zu vier Mottengenerationen pro Jahr heranwachsen. Wärme und hohe Feuchtigkeit, wie sie in der Küche herrscht, begünstigt die Entwicklung und kann die Eiablage deutlich erhöhen.

Mehlmotte (Ephestia (Anagasta) kühniella)

Ephestia kühniella, Fotonachweis: H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel Die Mehlmotte gilt als hartnäckiger Vorratsschädling. Sie wird ca. 11-14 mm groß mit einer Flügelspannweite von 20-25 mm. Der Falter ist silbrig-grau an den Vorderflügeln und die Hinterflügel sind deutlich heller. Das Weibchen legt bis zu 500 Eier. Die Entwicklungsdauer liegt je nach Temperatur und Nährsubstrat zwischen 40 Tagen und 3 Monaten. Die Larven werden12-18 mm lang und sind gelblich-weiß mit einem rötlichen oder grünlichen Schimmer. Zum Verpuppen spinnen die ausgewachsenen Raupen einen Kokon auf dem Nährsubstrat oder in Spalten, Fugen oder hinter Verkleidungen, beispielsweise im Küchenschrank. Die Mehlmotte bevorzugt als Nährsubstrat Mehl und andere Getreideprodukte sowie Backwaren, Nüsse und Mandeln, Hülsenfrüchte und Schokolade.


Kupferrote Dörrobstmotte (Plodia interpunctella)

Plodia interpunctella, Fotonachweis: H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel Die Dörrobstmotte kommt häufig vor und ist als wärmebedürftiges Insekt auf beheizte Gebäude angewiesen. Sie wird ca. 8-10 mm groß mit einer Flügelspannweite von 20 mm. Die Vorderflügel der Falter sind innen silbergrau bis ockergelb, außen mit typischer rötlicher bis bronzefarbiger Binde. Die Hinterflügel sind hellgrau. Das Weibchen legt bis zu 600 Eier. Die Entwicklungsdauer liegt je nach Temperatur und relativer Feuchtigkeit zwischen 30 und 74 Tagen. Die Larven sind gelblich-weiß, rötlich oder grünlich und werden 15-17 mm lang. Sie verunreinigen die Lebensmittel durch Spinnfäden und Kotkrümel und legen Gespinste an, die oft das ganze Nährsubstrat durchziehen. Die Verpuppung kann ganz woanders stattfinden, was die passive Verschleppung fördert. Dörrobstmotten haben recht bescheidene Nahrungsansprüche, neben pflanzlichen Lebenssmitteln richten sie auch Schäden bei Saatgut, in Bienenwaben oder in Pflanzen- und Insektensammlungen an.


Samenmotte (Hofmannophila pseudospretella)

Hofmannophila pseudospretella, Fotonachweis: H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel Die Samenmotte, auch "Braune Hausmotte" genannt, ist ein typischer Anzeiger für Feuchtigkeit. Sie lebt häufig in Vogelnestern und dringt von hier aus in feuchte Wohnungen oder in Lager ein. Bei einem Befall sollte schnellstens etwas gegen die Feuchtigkeit unternommen werden, zumal ein Schimmelpilzbefall auch sehr wahrscheinlich ist. Die Motte wird etwa 7-12 mm groß mit einer Flügelspannweite von ca. 23 mm. Die Flügel sind bronzefarben mit drei dunklen Flecken in der Mitte und dunklen Flecken am Flügelrand. Das Weibchen legt 500 bis 600 Eier. Sinkt die relative Luftfeuchte unter 80% können sich die Eier nicht mehr entwickeln. Die Larven werden bis zu 16 mm lang und leben in Gespinstsäcken. Sie legen häufig vor der Verpuppung eine Pause zum Überwintern ein, in der sie gegen niedrige Luftfeuchtigkeit unempfindlich sind. Neben Lebensmitteln ernährt sich die Larve der Samenmotte auch von keratinhaltigen Materialien wie Wollstoffen, Teppichen, Pelzen, Matratzen mit Rosshaarfüllungen, Leder oder, bei falscher Lagerung, von den Korken in Weinflaschen.


Kornmotte (Nemapogon granellus)

Nemapogon granellus, Fotonachweis: H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel Kornmotten haben eine ähnliche Lebensweise wie Getreidemotten. Die Falter werden 6-7 mm groß mit einer Flügelspannweite von 10-14 mm. Die Flügel sind grau-braun mit unregelmßigen braunen und schwarzen Flecken und Vorder- und Hinterflügel haben einen Fransensaum. Das Weibchen legt zwischen 100 und 200 Eier direkt an die Nahrung ab, aus denen nach 10-14 Tagen die Larven schlüpfen. Die Entwicklungsdauer ist abhängig von der Temperatur und dem Nahrungsangebot und dauert 8 bis 12 Wochen. Die Kornmotte kommt häufig in Getreidelagern vor, wo die Larven durchsichtige Seidenfäden um die Getreidekörner spinnen und anschließend den Getreidekeimling fressen. Entweder nutzen sie die leere Hülle zur Verpuppung oder sie verpuppen sich woanders in Ritzen oder Spalten. Die Kokonfäden vekleben auch nicht befallene Körner. Dies fördert den Pilzbefall. Kornmotten bevorzugen Lebensmittel, besonders gern Getreide, ernähren sich aber auch von Bucheinbänden bzw. deren stärkehaltigen Leim oder von Flaschenkorken bei falscher Lagerung.


Mehlzünsler (Pyralis farinalis)

Pyralis farinalis, Fotonachweis: H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel Im Gegensatz zu den anderen Mottenarten hält der Mehlzünsler in Ruhe die Flügel weit gepreizt und ist mit seiner dekorativen Flügelzeichnung ein hübscher Schmetterling. Seine Hauptflugzeit ist Juni bis September und die Flügelspannweite beträgt bis zu 30 mm. Die Vorderflügel sind am Körper und an der Spitze braunviolett, in der Mitte ockergelb mit geschwungenen weißen Querlinien dazwischen. Die Hinterflügel sind weißlich-grau mit ebenfalls zwei Querlinien. Der Falter ist wärmeliebend und vermehrt sich nur in Gebäuden, z.B. in Vorratslagern, in Mühlen oder in Haushalten. Je nach Temperatur können bis zu 5 Generationen im Jahr entstehen. Die Larven werden etwa 25 mm lang, sind verschieden gefärbt von weißlich bis gelblich-rötlich und leben in relativ langen und weiten Gespinströhren im Nährsubstrat. Das Larvenstadium kann sich über zwei Jahre erstrecken. Mehlzünsler bevorzugen Getreide und Getreideerzeugnisse als Nährsubstrat.


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PAN Germany bedankt sich bei Dipl. Biol. Michael Ruhnau und bei Dirk Petersen für die fachliche Expertise, für die Fotos der Lebensmittelmotten bei Prof. Hartmut Roweck, Ökologiezentrum Kiel
sowie für die finanzielle Unterstützung bei:

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Ephestia kühniella, H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel
Plodia interpunctella, H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel
Hofmannophila pseudospretella, H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel
Nemapogon granellus, H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel
Pyralis farinalis, H. Roweck / Ökologiezentrum Kiel

Was tun gegen Lebensmittelmotten?


Vorbeugende Maßnahmen

Vertreibende / Bekämpfende Maßnahmen

Fragen Sie nach!

Fragen Sie im Handel nach Produkten ohne chemische Wirkstoffe. Der Handel bietet bereits viele unbedenkliche Produkte an und wird bei direkter Nachfrage sein Sortiment entsprechend ausrichten. Bestehen Sie auf eine kompetente, umfassende Verkaufsberatung. Lassen Sie sich nicht durch irreführende oder verharmlosende Werbesprüche beeindrucken: Beispielsweise bedeutet "naturnah" oder "von der Natur abgeschaut" gerade nicht, dass das Mittel natürliche Inhaltsstoffe hat, sondern dass es synthetisch ist. Schauen Sie deshalb genau und kritisch auf die Werbung und aufs Kleingedruckte.

Nutzen Sie das Angebot unabhängiger Beratungsstellen zur gesundheits- und umweltgerechten Vorgehensweise gegen Schädlinge und Lästlinge. Wenden Sie sich an:
die Beratungsstellen in Hamburg: Verbraucherzentrale: 040/248 32-260, Hygiene-Institut: 040/428 457 970, Umweltberatung der Bezirksämter: 040/428 280.



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