Dieses Informationsblatt bietet praktische Tipps für gesundheits- und umweltgerechte Vorgehensweisen gegen Silberfischchen und Kellerasseln im Haus. Beide Arten gehören nicht zu den Gesundheitsschädlingen, denn sie übertragen keine Krankheiten. Allerdings werden sie oft als lästig oder ekelig empfunden. Bei starkem Befall können unter Umständen Lebensmittel verunreinigt oder Materialien beschädigt werden. Die Tiere sind aber auch nützlich und sind Indikatoren für zu hohe Feuchtigkeit in der Wohnung. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann einhergehen mit dem Befall von gesundheitsschädlichem Schimmelpilz. Maßnahmen gegen Silberfischchen, Kellerasseln und Schimmelpilzen gehen daher Hand in Hand.
Silberfischchen ernähren sich hauptsächlich von Materialien, die in Zucker aufgespalten werden können wie Stärke oder Zellulose. Aufgrund ihrer Vorliebe für Zucker bezeichnet man sie auch als "Zuckergast". Sie fressen gerne Hautschuppen, Haare, Tapetenkleister, Algen und winzige Schmutzteilchen, die sich in Fugen und Ritzen festsetzen. Sie gehen auch an gestärkte Textilien, an Stoffe aus pflanzlichen Fasern oder an Bucheinbände mit stärkehaltigem Leim und hinterlassen dort kleine Schabefraßlöcher. Bei starkem Befall können sie als Materialschädling auftreten und Lebensmittel verunreinigen. Sie sind allerdings auch nützlich, denn sie fressen Hausstaubmilben, deren Kot beim Menschen bekannterweise Allergien auslösen kann sowie gesundheitgefährliche Schimmelpilze.
Kellerasseln ernähren sich hauptsächlich von abgestorbener organischer Substanz wie z.B. morschem, mit Pilzen befallenem Holz und pflanzlichen Abfällen. Bei der Kompostierung sind sie wichtige Humusbildner. In Blumenkübeln fressen sie neben abgestorbenen manchmal auch lebende Wurzeln. Im Haus findet man sie in der Regel im Keller, wenn sie dort pflanzliche Vorräte wie Kartoffeln, Äpfel oder organische Abfälle als Nahrung vorfinden.
Silberfischchen sind 7 bis 12 mm lange flügellose Insekten mit einem spitz zulaufenden Körper, drei langen Schwanzanhängen und zwei Tastfühlern. Ihre silbergrau schimmernden Schuppen und die fischähnlichen Bewegungen geben ihnen ihren Namen. In Mitteleuropa sind sie fast ausschließlich in menschlichen Behausungen anzutreffen. Sie sind nachtaktiv, sehr lichtscheu und verstecken sich flink, wenn sie gestört werden. Manchmal "huscht" es hier und dort, wenn man das Licht einschaltet. Tagsüber finden sie hinter losen Tapeten, in dunklen Spalten und Fugen oder hinter Sockelleisten Unterschlupf. Sie benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit von über 80%. Deshalb sind sie vowiegend in Bad, Küche, Waschküche und Keller anzutreffen.
Kellerasseln gehören zu den Krebstieren und können bis zu 12 mm lang werden. Ihr Körper ist oval und flach mit sieben Laufbeinpaaren. Der Rückenpanzer ist grau bis braungrau und halbringförmig gegliedert. Auch die Larven der Kellerasseln haben bereits die Form der Elterntiere, sind allerdings winzig und farblos. Wie der Name andeutet, halten sich Kellerasseln an dunklen und vor allem feuchten Orten wie z.B. einem Keller auf und verkriechen sich dort gerne unter Gegenständen.
Feuchtigkeit ist die Grundvoraussetzung für das Vorhandensein von Schimmelpilzen. Tauchen Silberfischchen oder Kellerasseln auf, ist dies ein Alarmzeichen.
Wie erkenne ich Schimmel?Schimmelpilze wachsen oft an den kälteren Außenwänden in der Wohnung oder hinter Möbeln wo die Feuchtigkeit kondensieren kann. Die Pilzsporen bilden schwarze Punkte und Flecken an der Wand. Man erkennt Schimmel aber auch an dem typisch erdigen, muffigen Geruch. Vertrauen Sie daher ruhig Ihrer Nase. Sind diese Anzeichen vorhanden, sollte rasch gehandelt werden.
Wie kommt der Schimmel in die Wohnung?Pilze sind wie Bakterien ein fester Bestandteil unserer Umwelt. Sie treten in geringen Konzentrationen überall auf und werden mit der Luft überall hin transportiert. Während die Schimmelpilze an trockenen Orten nicht dauerhaft überleben können, finden sie ideale Lebensbedingungen an feuchten Wänden, Möbeln oder Textilien und können sich rasant vermehren. Tapeten, Kleister, Wandfarbe oder Teppiche stellen eine gute Nährstoffquelle dar.
Die Belastung mit Schimmelsporen kann allergische Reaktionen oder Asthmaanfälle hervorrufen. Typische Symptome sind z.B. Schleimhautreizungen, Hautausschläge, Husten, Kopfweh und Müdigkeit.
Wie beugen Sie Schimmel vor?Sorgen Sie für ein gutes Raumklima und halten Sie die relative Luftfeuchtigkeit in Ihren Innenräumen durch Heizen und Lüften zwischen 40% und 60%. Große Möbelstücke wie Schränke oder Kommoden sollten Sie nicht an Aussenwände stellen. Lässt sich das nicht vermeiden, lassen Sie ca. 10 cm Abstand zur Wand.
Vermeiden Sie eine chemische BekämpfungDas Umweltbundesamt (UBA) rät von der Verwendung von chemischen Pilzbekämpfungsmitteln (Fungiziden) in Innenräumen ab. Es ist nicht auszuschließen, dass die Verwendung solcher Mittel die Gesundheit der Bewohner gefährdet. Stattdessen sollte vorgesorgt, gereinigt und saniert werden.
Weitere nützliche Informationen finden Sie auf dem Biozid- Portal: http://www.biozid.info (Stichwort: Schimmelvermeidung und -bekämpfung).
Silberfischchen
Die Silberfischchen (Lepisma saccharina) sind flügellose Urinsekten
und gehören zu der Ordnung der Fischchen (Zygentoma).
Sie bewohnen die Erde schon seit ca. 300 Millionen
Jahren. Von den rund 300 bekannten Arten kommen fünf in
Mitteleuropa vor. Charakteristisch ist das silbrig-glänzende
Erscheinungsbild, die langen Antennen und Schwanzanhänge
und die schlängelnde Bewegungsweise.
Bereits als Larven haben Silberfischchen das Aussehen des
erwachsenen Insekts. Die Weibchen können zu jeder Jahreszeit
Eier legen, die sie an verschiedenen Plätzen verstecken.
Aus den ovalen, etwa 0,8 mm großen Eiern schlüpfen je nach
Temperatur und Luftfeuchtigkeit nach etwa 28 Tagen die
Larven. Ihre silbrige Schuppenschicht bilden sie erst nach
der zweiten oder dritten Häutung. Nach 4 bis 6 Monaten
und ca. 10 Häutungen werden sie geschlechtsreif. Optimale
Entwicklungsbedingungen herrschen bei 22 bis 30 °C und
einer 75 bis 97%igen relativen Luftfeuchtigkeit.
Silberfischchen wachsen und häuten sich ihr Leben lang,
sodass auch das Auffinden ihrer Häute ein Zeichen für das
Vorhandensein von Silberfischchen sein kann. Sie können
mehrere Monate ohne Nahrung auskommen und je nach
Temperatur bis zu vier Jahre leben. Bei Trockenheit (unter
30% Luftfeuchtigkeit) ist keine Vermehrung mehr möglich und
bei Temperaturen über 35°C sterben die Tiere ab.
Ofenfischchen
Ebenfalls zu den Wohnungsfischchen gehören die Ofenfischchen (Thermobia domestica).
Optisch ähneln sie sehr den Silberfischchen, sie sind
allerdings etwas dunkler und
größer. Ofenfischchen tolerieren besser eine niedrigere Luftfeuchtigkeit,
sind aber sehr wärmeliebend. In Europa kommen
sie hauptsächlich in Bäckereien vor, wo sie ein großes Nahrungsangebot
aus Mehl und Zucker vorfinden. Vorsorge- und
Bekämpfungmaßnahmen sind auf die gleiche Weise möglich
wie bei Silberfischchen.
Kellerasseln
Die Tierordnung der Asseln (Isopoda) gehört zu den Krebstieren.
Die meisten der rund 10.000 bekannten Arten leben
im Wasser. Nur die kleine Gruppe der Landasseln hat das
Wasser verlassen. Ihre Kiemen haben sie allerdings behalten,
sie befinden sich an den Beinen und müssen ständig
von einem Feuchtigkeitsfilm bedeckt sein. Auch ihre Körper
sind gegen Austrocknung sehr empflindlich, denn anders als
bei Insekten ist ihr Außenpanzer nicht mit einer isolierenden
Wachsschicht bedeckt. Die Kellerasseln (Porcellio scaber)
sind daher auf Orte mit hoher Luftfeuchtigkeit angewiesen.
Diese besonderen Lebensbedingungen zeigen sich auch
an der besonderen Form der Brutpflege: Die Weibchen der
Kellerasseln tragen ihre geschlüpften Jungen in einer mit
Flüssigkeit gefüllten Tasche auf der Körperunterseite mit sich
herum. Jungtieren fehlt übrigens zunächst ein Beinpaar, das
sich erst nach mehreren Häutungen entwickelt.
Mauerassel
Manchmal ist auch die Mauerassel (Oniscus asselus, im Bild rechts neben der Kellerassel) in
Gebäuden anzutreffen. Sie wird bis zu 18 mm lang und ist dunkelgrau bis schwarzbraun gefärbt. Auf dem Panzer befinden sich helle
Flecken, anhand derer man sie sehr gut von der Kellerassel unterscheiden kann.
Schädlingsbekämpfungsmittel gehören zu den Biozidprodukten. Chemische Biozide gelten grundsätzlich als gefährliche Stoffe, denn ihre Zweckbestimmung ist, Lebewesen zu schädigen. Seit 2004 verbietet der Gesetzgeber daher grundsätzlich verharmlosende Angaben bei diesen Mitteln wie "ungiftig" oder "unschädlich".
Beim Einsatz von chemischen Schädlingsbekämpfungsoder Pilzbekämpfungsmitteln können Gesundheitsrisiken auftreten, die besonders für empfindliche Personengruppen wie Babies, Kleinkinder, Schwangere oder Kranke problematisch werden können. Mittel gegen Insekten (Insektizide) enthalten oft Nervengifte, die auch das Nervensystem von Menschen und Haustieren schädigen können.
In der Regel sind synthetische, d.h. künstlich hergestellte Wirkstoffe viel langlebiger als natürliche Stoffe. Die stabilen Wirkstoffe können in die Innenraumluft übertreten, Lebensmittel kontaminieren oder werden mit dem Abfall oder mit dem Wischwasser in die Umwelt eingeleitet und belasten Böden und Gewässer. Vorsorgemaßnahmen oder der Einsatz von natürlichen Verfahren können aufwendiger sein und brauchen mehr Geduld. Dieser Einsatz lohnt sich aber, da Sie auf der sicheren Seite sind und sich keine Sorgen um mögliche Gesundheitsrisiken oder um Umweltbelastungen machen müssen.
Fragen Sie im Handel nach Produkten ohne chemische Wirkstoffe. Der Handel bietet bereits viele unbedenkliche Produkte an und wird bei direkter Nachfrage sein Sortiment entsprechend ausrichten. Bestehen Sie auf eine kompetente, umfassende Verkaufsberatung. Lassen Sie sich nicht durch irreführende oder verharmlosende Werbesprüche beeindrucken: Beispielsweise bedeutet "naturnah" oder "von der Natur abgeschaut" gerade nicht, dass das Mittel natürliche Inhaltsstoffe hat, sondern dass es synthetisch ist. Schauen Sie deshalb genau und kritisch auf die Werbung und aufs Kleingedruckte.
Nutzen Sie das Angebot unabhängiger Beratungsstellen zur gesundheits- und umweltgerechten Vorgehensweise gegen Schädlinge und Lästlinge. Wenden Sie sich an:
die Beratungsstellen in Hamburg: Verbraucherzentrale: 040/248 32-260, Hygiene-Institut: 040/428 457 970, Umweltberatung der Bezirksämter: 040/428 280.
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