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Reisanbau in China: Uphoffs Hoffnung

30.04.2010, Uwe Hoering, www.globe-spotting.de

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief März / April 2010

Eine neue Methode des Reisanbaus unter dem Namen Rice Intensification (SRI) erzielt in der bäuerlichen Praxis gute Ernten bei starker Reduktion des Einsatzes von chemischen Düngemitteln und Pestiziden.

Nie Fu-qui verstößt gegen so ziemlich alle Regeln des Reisanbaus. Beim Auspflanzen setzt der Bauer aus dem Dorf Bu Tou in der Provinz Zhejiang nicht jeweils ganze Büschel, sondern immer nur einzelne und sehr junge Setzlinge, zudem im Abstand von 40 Zentimetern und exakt in Reihe. Das Feld wird auch nicht geflutet, sondern nur spärlich bewässert. Und Nie Fu-qui verzichtet weitgehend auf Industriedünger, ganz auf Chemie gegen Unkraut und Schädlinge. Da er dennoch höhere Erträge hat, überzeugte die neue, unorthodoxe Methode auch viele seiner Nachbarn. Dieses System of Rice Intensification (SRI) wurde in den 1980er Jahren auf Madagaskar entwickelt.

Die Bauern benötigen weniger Setzlinge und Betriebsmittel und haben bei gleichen, wenn nicht sogar höheren Erträgen mehr Einnahmen. Die Einsparungen bei Wasser und Agrargiften helfen zudem der Umwelt. Doch trotz solcher Vorteile führt das Verfahren nach wie vor ein Schattendasein - von der konventionellen Agrarwissenschaft wird es ignoriert, teilweise heftig bekämpft, Landwirtschaftsberater kennen es nicht oder halten sich lieber an die herkömmlichen Methoden.

Für Norman Uphoff, Professor an der Cornell University in New York und seit Jahren ein unermüdlicher Verfechter von SRI und rastloser Sammler von Beispielen seiner erfolgreichen Anwendung, sind Nie Fu-qui und seine Kollegen weitere Hoffnungsträger, dass die Methode mehr und mehr aus dem Schatten tritt. Nach dem Motto, 'Wenn es dort erfolgreich ist, dann auch überall', verfolgt er die Entwicklung in China mit besonderem Interesse - könnte sie doch den Durchbruch bringen.

Bereits vor zehn Jahren begannen Agrarforschungsinstitute wie das China National Hybrid Rice Research and Development Center und die Sichuan Academy of Agricultural Scienes in Chengdu, sich mit der Methode zu beschäftigen. Das Interesse an allem, was höhere Produktivität und Erträge verspricht, ist groß. Denn Landverknappung, Wassermangel und die Umstellung auf Gemüseanbau oder andere Produkte, die höhere Einnahmen bringen, drücken die Reisproduktion. Damit ist die Ernährungssicherheit des Landes gefährdet, was politisch brisant sein kann, wenn es sich in steigenden Preisen niederschlägt. "Wirtschaftlich betrachtet bringt SRI angesichts höherer Erträge bei geringeren Produktionskosten in normalen Jahren ein Einkommen von umgerechnet über 1.500 US-Dollar je Hektar, gegenüber 220 US-Dollar bei konventionellen Verfahren", berichtet Norman Uphoff aus der Provinz Sichuan. Selbst bei Trockenheit machten SRI-Bauern noch einen Gewinn von 880 US-Dollar je Hektar, während der konventionelle Anbau Verluste brachte.

Besonders in der zentralchinesischen Provinz Sichuan scheinen solche Ergebnisse bei den Bauern auf fruchtbaren Boden zu fallen. Nach Angaben von Liu Daiyin, beim Landwirtschaftsministerium zuständig für die SRI-Förderung, hat sich die Anbaufläche von 1.220 ha 2004 auf 251.000 ha 2009 vervielfacht. Gegenüber konventionellem Anbau seien die Erträge im Schnitt um rund 20% und der Gewinn um umgerechnet 280 US-Dollar deutlich höher. Ohne höhere Produktionskosten und bei erheblicher Wasserersparnis seien in Sichuan in fünf Jahren (2004 bis 2008) über eine Million Tonnen Reis mehr erzeugt worden. Auch in anderen Provinzen wie Zhejiang im Südosten oder in der nordöstlichen Provinz Heilungjiong mit ihrem kälteren Klima ist die Methode mittlerweile angekommen. Bauern passen sie innovativ ihren Bedürfnissen an, etwa in den Wechsel mit Weizenanbau. Während in Ländern wie Kambodscha SRI inzwischen Bestandteil der staatlichen Agrarpolitik ist, ist China allerdings noch nicht so weit - für Norman Uphoff jedoch wohl nur noch eine Frage der Zeit.

(Uwe Hoering, www.globe-spotting.de)

Quellen:

Den besten Überblick gibt die Homepage von CIIFAD (Cornell International Institute for Food, Agriculture and Development): www.ciifad.cornell.edu/sri/countries/china/index. html.
Dort sind auch einige Forschungsberichte chinesischer Wissenschaftler eingestellt, darunter: Yuan Longping, China National Hybrid Rice Research and Development Center: A Scientist's Perspective on Experience with SRI in CHINA for Raising the Yields of Super Hybrid Rice (2002); Wang Shao-hua, u.a., Nanjing Agricultural University: Physiological Characteristics and High-Yield Techniques with SRI Rice (2002); Li Xiaoyun, u.a., China Agricultural University: A Socio-Economic Assessment of the System of Rice Intensification (SRI): A Case Study from Xinsheng Village, Jianyang County, Sichua Province (ca. 2005). Siehe auch: Reiche Ernte. Eine Erfolgsgeschichte aus Kambodscha, von Uwe Hoering, Hg. EED und CEDAC, 9/2008. Bezug (kostenlos): eed.@eed.de

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