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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Kaum Daten über sozio-ökonomische Effekte von Gentech in Entwicklungsländern

30.06.2009, PAN Germany, Alexandra Perschau

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Mai/Juni 2009

Zwei neue Studien über die Auswirkungen der Gentechnik in Entwicklungsländern machen vor allem eines deutlich: Die Datenlage über (sozio-) ökonomische Effekte ist schwach. In der Bewertung der Daten liegen das deutsche Büro für Technik-Folgenabschätzung und das International Food Policy Research Institute (IFPRI) dennoch auseinander.

Im April 2009 veröffentlichte das Büro für Technik-Folgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) eine Studie über die Auswirkungen des Einsatzes transgenen Saatguts auf die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Entwicklungsländern.1 Die intensive Debatte um den Einsatz der Gentechnik hat in jüngster Zeit eine Schwerpunktverlagerung erfahren. Verstärkt wird nun nach Potenzialen und möglichen Beiträgen zur Lösung spezifischer Probleme gefragt - z.B. Ernährungssicherheit, volkswirtschaftliche Entwicklung etc. Die Risikofragen sind etwas in den Hintergrund gerückt, wenn auch nicht komplett ausgeblendet. Zentrale Ergebnisse der TAB-Studie beinhalten die Feststellung, dass der Nutzen von Gentech-Pflanzen in Entwicklungsländern bezüglich des Spektrums der Pflanzenarten, Sorten und Eigenschaften begrenzt erscheint und die Datenlage zu den sozioökonomischen Effekten derart schwach ist, dass sie noch nicht einmal auf nationaler Ebene eine abschließende Bewertung bisheriger betriebs- und volkswirtschaftlicher Ergebnisse zulässt.

Auch das IFPRI leitet seine Studie2 mit der Anmerkung ein, dass in der Gentech-Debatte nicht einfach sei, Fakten von Fiktion zu unterscheiden. Die Studie bewertet systematisch von Experten begutachtete Literatur zu den ökonomischen Effekten gentechnisch veränderter Pflanzen von 1997 bis 2007. Für den gesamten Zeitraum konnten nur 137 Veröffentlichungen identifiziert werden, die den zuvor definierten wissenschaftlichen Kriterien entsprachen. Selbst diese Studien waren u. a. im Umfang der Untersuchung limitiert und die untersuchten Einheiten (zu) klein. So wundert es nicht, dass auch das IFPRI mehr, methodisch bessere und umfassendere Studien als notwendig erachtet.

In der Sache kommen die beiden aktuellen Studien ganz im Geiste Sokrates' zur Erkenntnis, dass man nicht nichts, aber doch sehr wenig gesichert weiß. Dennoch schließt das IFPRI mit einer positiven Prognose für die ökonomischen Aussichten der Gentechnik in der Landwirtschaft von Schwellen- und Entwicklungsländern. Der TAB-Bericht hingegen plädiert für eine Hinwendung zu einer lösungsorientierten Herangehensweise bei der Suche nach zukunftsfähigen Agrartechnologien und Bewirtschaftungsweisen und adressiert damit die Frage, welche Herausforderung zu bewältigen sind und mit welcher Methode und Technik dies am sinnvollsten zu lösen ist, und nicht die Frage, wie sich mit einer spezifischen Technik (hier Gentechnik) bestimmte vorhandene Probleme lösen lassen.
(Alexandra Perschau)

1 Sauter, A. (2008): Transgenes Saatgut in Entwicklungsländern - Erfahrungen, Herausforderungen, Perspektiven. Arbeitsbericht Nr. 128. Download unter: http://www.tab.fzk.de/de/aktuell.htm
2 Smale, M. et al (2009): Measuring the Economic Impacts of Transgenic Crops in Developing Countries during the First Decade. International Food Policy Research Institute. Food Policy Review 10. Download: http://www.ifpri.org/pubs/fpreview/pv10.asp

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