jump directly to content.
Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

Quer Menue

Versuch zur Pestizid-Reduktion im Ackerbau zeigt gute Ergebnisse

28.02.2009, Gesine Schütte

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Januar/Februar 2009

Ein dreijähriger Feldversuch des Julius Kühn-Institutes (JKI) und der Universität Göttingen hat gezeigt, dass sich der Pestizidaufwand selbst in einer engen Fruchtfolge (Zuckerrübe-Winterweizen-Wintergerste) um 35% reduzieren lässt 1.

Befallsabschätzungen sowie Expertenempfehlungen und zwei Computer-Prognosesystheme für Pilzkrankheiten machten die Pestizidreduktion möglich. Die im Versuch angelegten Vergleichsflächen wurden den Empfehlungen der Pflanzenschutzkammer und der regionalen Warndienste entsprechend bewirtschaftet. Im Winterweizen ergab sich bei nur sehr geringen tendenziellen Ertragsminderungen mit ca. 60% der Insektizide und 40% der Fungizide sowie 30% der Herbizide das größte Einsparpotenzial. In Wintergerste konnten weniger Fungizide aber dafür mehr Herbizide eingespart werden. Die Potenziale im Zuckerrübenbau ließen sich aufgrund hoher Ertragsunterschiede und teilweise zu ungenauer Prognosemethoden schwerer benennen. Für Herbizide wurde das Reduktionspotential auf 20% geschätzt. In beiden letzteren Kulturarten fielen die Ertragsminderungen etwas höher als bei Weizen aus.

In den Getreidearten wurden durch die Mittelreduzierung leichte finanzielle Gewinne erwirtschaftet. Nur aufgrund der finanziellen Verluste in 6 von 8 Fällen bei Zuckerrüben fiel die ökonomische Gesamtbilanz aller Kulturarten etwas schlechter aus.

Die Energiebilanz verschlechterte sich aufgrund der leichten Ertragsverluste bei verringerten Pestizid-Einsätzen im Durchschnitt etwas. Der Zielkonflikt zwischen Energieeffizienz und Pestizidreduktion ist aber zumindest für Winterweizen bei um 40% reduziertem Pestizideinsatz und nur tendenziellen Ertragseinbußen zu vernachlässigen. Die Energiebilanz fällt bei Versuchen mit reduzierten Aufwandmengen zudem in der Regel positiv aus, wenn neben den Pflanzenschutzmitteln auch der Kunstdüngereinsatz eingeschränkt wird.

Beim derzeitigen Anbau von Getreide und Winterweizen auf über 50% bzw. über 30% der Ackerflächen Deutschlands könnte die Nutzung der gezeigten Potenziale einen erheblichen Beitrag zur Senkung der Pestizidbelastung leisten.

Es bleibt abzuwarten, ob der durch die EU geforderte "Nationale Aktionsplan zum nachhaltigen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln" Vorgaben enthalten wird, die in diese Richtung führen. Die Versuche liefern auf jeden Fall einige Anhaltspunkte für die bis 2014 von der EU geforderte Definition des Integrierten Pflanzenschutzes. Die hohe Bedeutung einer guten Pflanzenschutzberatung hat sich hier erneut gezeigt. Eine mögliche Festlegung von regionalen Behandlungsmaxima und -minima anhand von Standarderhebungen erscheint nach den vorliegenden Ergebnissen nur für Insektizide und Fungizide machbar. Die Standortunterschiede beim Unkrautaufkommen sind dafür zu groß. Für den Umgang mit Herbiziden werden daher andere Regeln oder Kriterien benötigt. Es zeigte sich zudem, dass unnötige aber kostengünstige Pflanzenschutzmaßnahmen (z.B. Ausbringung der preisgünstigen Insektizide in einem Arbeitsgang mit Fungizidbehandlungen im Weizen) höchstwahrscheinlich in der Praxis nur mit Hilfe von Anreizen oder Regeln, die über die Kostenabschätzung hinausgehen, zu verhindern sind. Weitaus deutlichere Umweltvorteile würden sich durch politische Maßnahmen zur Erhöhung des Anbaus von Leguminosen als Futtermittel erzielen lassen. In 4-gliedrigen Fruchtfolgen mit Leguminosen wurden in ähnlichen Versuchen 68% der Pestizide und 23% des Kunstdüngers eingespart 2. Die Ertragsverluste lagen bei ca. 10%. Sowohl eine Stickstoff- als auch eine Fungizidsteuer wurden in diesem Zusammenhang als wirksame Maßnahmen vorgeschlagen.

(Gesine Schütte)

1 Busche, S. 2008. Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes - Konsequenzen für das Schaderregerauftreten und die Wirtschaftlichkeit in Getreide-Zuckerrüben-Fruchtfolgen. Dissertation zur Erlangung des Doktortitels, angenommen von: Georg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Agrarwissenschaften
2 Gerowitt,B. Wildenhayn,M. 1997. Ökologische und ökonomische Auswirkungen von Extensivierungsmaßnahmen im Ackerbau, Ergebnisse des Göttinger INTEX Projektes 1990-94,Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 355 S. Göttingen

© 2018 PAN Germany Seitenanfang PAN Germany, validieren