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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Erhalt von Brachenteilflächen sichert Artenvielfalt

20.12.2008, PAN Germany, Susan Haffmans

AUS: PAN Germany Pestizid-Brief November/Dezember 2008

Wissenschaftler des Julius Kühn-Instituts untersuchten Auswirkungen des drastischen Brachenrückgangs 2008 auf Indikator-Vogelarten. Schon jetzt zeigt sich: Der Rückgang an Brachflächen und die enorme Ausdehnung von Flächen mit Maismonokultur lassen die biologische Vielfalt schwinden.

Seit Anfang 2008 sind Landwirte nicht mehr gesetzlich dazu verpflichtet, 10% ihrer Fläche stillzulegen. Von 2007 auf 2008 halbierte sich daraufhin der Anteil der Brachen (Erhebung: Statistisches Bundesamt). Im selben Zeitraum wurden auf vielen dieser Brachen Energiepflanzen, vor allem Mais angebaut. Selbst Nicht-Landwirten ist die Veränderung im Landschaftsbild aufgefallen. Die Auswirkungen sind jedoch nicht nur optischer Natur: Brachen erfüllen eine wichtige Funktion in der Kulturlandschaft. Wildgräser und -kräuter siedeln sich an und Tiere nutzen sie als Lebensräume, z. B. dienen sie vielen Vogelarten als Brutplatz. Brachen tragen zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Wissenschaftler des Julius Kühn-Instituts (JKI) haben den Einfluss des drastischen Brachenrückgangs auf die Artenvielfalt untersucht und kommen zu dem Schluss, dass es sinnvoll ist, zumindest Teile der Brachflächen zu erhalten, um keinen Artenrückgang zu riskieren.

Dr. Hoffmann, Wissenschaftler vom JKI-Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde: "Bestimmte Vogelarten wie Braunkelchen, Feldlerche und Grauammern, die am Ende der Nahrungskette stehen, gelten als Indikatoren für die biologische Qualität einer Landschaft". Hoffmann hat deshalb für Brandenburg ermittelt, welche und wie viele dieser Indikatorvögel 2008 noch zu finden waren.

Neben den schwindenden Brachen lag ein zweites Augenmerk auf Maisflächen, die seit dem Vorjahr deutschlandweit um 6,5% zugenommen haben. Dabei konnte der Biologe auf Vogelbestandsdaten aufbauen, die er mit Kollegen auf Monitoringflächen in Brandenburg 2005/2006 erhoben hatte. Hoffmanns Fazit: "Da selbstbegrünte Brachen ein wichtiger Lebensraum für Vögel sind, führt ihre starke Reduktion zum Verlust der lokalen Artenvielfalt. Wir haben festgestellt, dass sich in einer zu "aufgeräumten" Landschaft weniger Tiere der Indikatorvogelarten ansiedeln." Neu entstehende Maisflächen erwiesen sich als weniger attraktiv für die Vögel. Sie sind zeitweilig bedeutsam für Nahrungsgäste, können jedoch den Verlust der Artenvielfalt nicht kompensieren"

Besonders in den Grenzzonen zu Kleingewässern sowie an Waldrändern und Hecken bietet es sich an, breite Saumstrukturen von 10-20 Metern zu schaffen. Diese seien nach Studien des JKI gut als Ausgleich für fehlende Brachen geeignet und verbessern die Lebensraumbedingungen in der Agrarlandschaft. Auch trockene Kuppen in großen Ackerschlägen eigneten sich, um kleine Bracheflächen zu etablieren. Da es sich in vielen Regionen bei Brachen häufig um Land minderer Bodenqualität handelt, dürfte es den Landwirten nicht schwer fallen, kleine Flächenanteile in ein "Brachemanagement" mit aufzunehmen, so die Hoffnung des Wissenschaftlers. Zumal wenn dafür finanzielle Anreize, vielleicht im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen, geschaffen würden. Eine weitere Maßnahme, um die Artenvielfalt zu erhalten, ist der Anbau verschiedener Fruchtarten. Angesichts von Resistenzen der Schaderreger gegenüber Pestiziden und teurer Pflanzenschutz- und Düngemittel seien solcherlei Anforderungen an Landwirte nicht abwegig. Denn intelligente Fruchtfolgen senkten das Risiko für Pflanzenkrankheiten, die durch Pilze oder tierische Schädlinge verursacht werden.
(Susan Haffmans)

Quelle: PI JKI vom 02.12.2008 unter http://www.jki.bund.de/cln_044/nn_806762/DE/pressestelle/Presseinfos/2008/021208__PI-BrachenArtenvielfalt__HoffmannPB.html

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