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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Experten diskutieren Definition hochgefährlicher Pestizide

31.10.2008, PAN Germany, Carina Weber

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief September/Oktober 2008

Am 6.- 8. Oktober 2008 tagte in Genf der Expertenausschuss für den Umgang mit Pestiziden der FAO/WHO. Auf der Tagesordnung standen u. a. die Definition des Begriffes "Highly Hazardous Pesticides" (HHP), also des Terminus hochgefährliche Pestizide, wie auch das Thema hormonell wirksame Pestizide.

Der Panel of Experts on Pesticide Management berät seit Längerem die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und ist seit 2007 ein gemeinsames Beratergremium von FAO und WHO (Weltgesundheitsorganisation). Er setzt sich aus Experten aller Kontinente zusammen. Das regulative Dach der Arbeit des Ausschusses ist seit Jahren der FAO Verhaltenskodex für Pestizide. Arbeitsergebnisse des Ausschusses sind v. a. Richtlinien und Empfehlungen.

Die diesjährige Diskussion um HHP war stark von der Befassung mit den Ausschuss-Empfehlungen des vergangenen Jahres bestimmt. Im Oktober 2007 hatten die Experten eine Liste von Charakteristika erstellt, die HHP kennzeichnen (siehe im PB März/April 2008 den Beitrag "Fortschreitendes Verbot hochgefährlicher Pestizide") und sie empfahlen dem zuständigen Sekretariat der FAO auf der Grundlage der definierten Charakteristika eine Liste von hochgefährlichen Pestiziden zu erstellen.

Im Rahmen der Sitzung wurde vom Sekretariat zunächst mit Hinweis auf personelle Engpässe erläutert, dass eine solche Liste nicht erstellt wurde. Bereits im Vorfeld der diesjährigen Expertensitzung, dann aber auch zunehmend im Rahmen der Sitzung wurde jedoch offensichtlich, dass das Sekretariat eine solche Pestizidliste nicht erstellen wollte. Es wurde argumentiert, dass die Erstellung einer konkreten Liste hochgefährlicher Pestizide zu endlosen Auseinandersetzungen mit der Pestizidindustrie und bestimmten Ländervertretern führen würde. Dies wolle man zugunsten der praktischen Unterstützung solcher Länder vermeiden, die daran interessiert sind, die Risiken des Pestizideinsatzes zu reduzieren. Die Kehrseite dieses Vorgehens ist jedoch, wie PAN im Rahmen der Sitzung deutlich machte, dass nun alle Länder für sich in eine solche Auseinandersetzung eintreten müssen, was sicher sehr viel mehr Ressourcen verschlingt. Ober aber die Länder werden gar nicht erst aktiv, obwohl der Expertenausschuss dringenden Handlungsbedarf formuliert. Der Ausschuss beließ es also dabei, den Staaten zu empfehlen, HHP nicht zuzulassen, es sei denn, Regierungen formulieren die ausdrückliche Notwendigkeit und setzen dann HHP nur unter definierten Bedingungen ein.

Als weiterer Aspekt der Definition von HHP wurden endokrin wirksame Pestizide diskutiert. Meriel Watts von PAN Neuseeland stellte im Rahmen des Expertenmeetings den aktuellen Stand der Erkenntnisse bezüglich endokrin wirksamer Pestizide vor. Es lägen, so Dr. Watts, inzwischen so viele Informationen vor, dass ganz offensichtlich Handlungsbedarf bestehe. Der Ausschuss stimmte der Bewertung, dass solche Stoffe der Befassung bedürfen, im Grundsatz zu. Er sah aber zunächst keinen ausreichend institutionalisierten Rahmen. Er empfahl daher, dass sich der Ausschuss in einer seiner nächsten Sitzungen erneut mit Blick auf die Definition von HHP mit hormonell wirksamen Stoffen befassen sollte.

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