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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Haushaltspestizide: Krebsrisiko für Kinder

23.06.2008, Susanne Smolka

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Mai/Juni 2008

Eine aktuelle Studie aus Frankreich bestätigt den Verdacht einer Beziehung zwischen der Erkrankung an Leukämie und dem Non-Hodgkin-Lymphom bei Kindern und dem Einsatz von Haushaltspestiziden1.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus mehreren französischen Universitäten und medizinischen Instituten führte eine umfangreiche Fall-Kontrollstudie (die ESCALE-Studie) in der französischen Bevölkerung durch, um den Ursachen von Krebserkrankungen bei Kindern auf die Spur zu kommen. Gezielt wurden registrierte Fälle des Auftretens akuter Leukämie (AL), des Hodgkin-Lymphom (HL) und des Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) bei Kindern (1182 Fälle) in den Jahren 2003 und 2004 mit einer Kontrollgruppe aus der Bevölkerung (1681 Kontrollen) verglichen. Die Mütter und Väter wurden nach Alter, Beruf, Bildungsstand, dem Wohnort (Land, Stadt) und den Wohnverhältnissen (eigenes Haus, Mietwohnung) befragt. Von besonderem Interesse war die Frage, ob die Personen während der Schwangerschaft mindestens einmal Haushaltspestizide, also Biozide zur Kontrolle von Schädlingen und Lästlingen im Haus, zur Behandlung ihrer Haustiere oder Pestizide in ihrem Garten angewendet hatten. 52% der Mütter der AL-Gruppe und 53% der NHL-Gruppe hatten während ihrer Schwangerschaft Pestizide und Biozide eingesetzt, demgegenüber nur 37% bzw. 39% der Kontrollgruppe.

Auffällig war, dass Frauen offensichtlich häufiger Insektizide verwenden, während bei Männern der Einsatz von Insektiziden und Herbiziden (im Garten) ungefähr gleich ist (jeweils ca. 40% bei der Kontrollgruppe).

Nach umfassender statistischer Auswertung der Befragungen konnte eine signifikante Assoziation zwischen dem Einsatz von Haushaltspestiziden der Mütter und der Väter und dem Auftreten von Leukämie und dem Non-Hodgkin-Lymphom bei ihren Kindern festgestellt werden. Bei der Auswertung wurde darauf geachtet, dass andere Parameter wie z.B. das Alter oder die Wohnverhältnisse vergleichbar sind.

Besonders stark ist die Beziehung zwischen dem Einsatz von Bioziden/ Pestiziden und Erkrankungen, wenn Frauen während ihrer Schwangerschaft Insektizide verwendet hatten. Weniger deutlich war der Bezug zum Einsatz von Fungiziden und zum Einsatz von Herbiziden. Weniger ausgeprägt war auch die Beziehung zum Auftreten des Hodgkin-Lymphom. Allerdings war diese Fallgruppe vergleichsweise klein, was sich auf die Aussagekraft der statistischen Auswertung entsprechend auswirkt.

Die Studie unterstützt die Resultate einer Reihe vorangegangener Untersuchungen verschiedener Forschergruppen aus unterschiedlichen Zeiträumen und mit verschiedenen Untersuchungsdesigns. Die Forscher schlussfolgern, dass besonders risikoreiche Zeitfenster während der Schwangerschaft gegenüber Pestizid- und Biozid-Expositionen bestehen.

Auch wenn letztlich für eine sichere Kausalbeziehung noch weitere Untersuchungen notwendig sind, stellt sich - nicht nur für die Wissenschaftler - die Frage, wie Schwangere vorsorglich vor einer Exposition mit diesen gefährlichen Stoffen geschützt werden können.

1 Rudant J. et al. (2007): Household exposure to pesticides and risk of childhood hematopoietic malignancies: The ESCALE study (SFCE). Environmental Health Perspectives, 115(12): 1787-1793

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