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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Pestizide im Wein

01.03.2008, Susanne Smolka

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief März/April 2008

In jeder untersuchten Weinprobe aus konventionellem Anbau finden sich Pestizidrückstände. Dies ist das Resultat einer von PAN Europe durchgeführten Untersuchung1. PAN und die beteiligten Partnerorganisationen plädieren für politische Lösungen und Aktivitäten des Handels, um gefährliche Pestizide aus dem Wein und anderen Lebensmitteln zu verbannen.

Der Weinanbau gehört zu den pestizidintensivsten landwirtschaftlichen Produktionsverfahren überhaupt. Durchschnittlich 21,4 kg Wirkstoff pro Hektar werden eingesetzt, meist Fungizide. Einen hohen Anteil macht anorganischer Schwefel aus, aber immer häufiger wird im konventionellen Anbau zu synthetischen Produkten gegriffen. Bereits 2005 wies eine Studie des französischen Landwirtschaftsministeriums darauf hin, dass rund 30% der Pestizidrückstände auch nach dem Herstellungsprozess im Endprodukt, also dem Wein, verbleiben.

Der Weinanbau ist auch ein brisantes Thema bei den Debatten um die neue Pestizidgesetzgebung der EU. Unter anderem wird bei der Rahmenrichtlinie zur Pestizidanwendung und dem dort vorgeschlagenen Verbot des Spritzens aus der Luft die umstrittene Frage nach Ausnahmenregelungen vornehmlich den Weinbau betreffen.

Grund genug, um sich dem Thema Wein einmal von einer eher unangenehmen Seite zu nähern. PAN Europe ließ in Kooperation mit anderen Nichtregierungsorganisationen (Greenpeace Deutschland; Global 2000 und MDRGF: Mouvement pour le Droit et le Respect des Générations Futures) insgesamt 40 Flaschen Wein aus verschiedenen europäischen Anbaugebieten auf Pestizidrückstände untersuchen. Die meisten Weine stammten aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands, Frankreichs und Österreichs. Hinzu kamen Weine aus Italien, Portugal, Chile und Südafrika. 34 Weine stammten aus konventioneller Produktion, sechs waren Bio-Weine.

Alle 34 konventionellen Weine enthielten Pestizidrückstände aus einem bis zehn verschiedenen Pestiziden. Insgesamt wurden 20 verschiedene Pes­tizidwirkstoffe nachgewiesen. Besonders problematisch ist, dass in rund der Hälfte der konventionellen Weine Pestizide nachgewiesen wurden, die von der EU als kanzerogen, mutagen, reproduktionstoxisch oder als hormonell wirksam eingestuft sind. In 25 Flaschen, und damit besonders häufig, wurde Pyrimethanil nachgewiesen, ein wahrscheinlich krebserregendes Fungizid. Procymidon, klassifiziert als kanzerogen, reproduktionstoxisch und hormonell wirksam, wurde in 11 Flaschen nachgewiesen.

Gut schnitten dagegen die Bioweine ab, die auch beim Verbraucher immer beliebter werden. Fünf der sechs Flaschen waren frei von Rückständen. Eine Flasche enthielt jedoch Spuren von Pyrimethanil. Die wahrscheinliche Ursache für diese Rückstände sind Kontaminationen durch Abdrift, die auftreten können, wenn Bio-Trauben kleinflächig in einem konventionellen Weingebiet angebaut werden.

Die Ergebnisse der Untersuchung sind ein weiterer Beleg dafür, dass die Politik, aber auch die Lebensmittelkette, aktiv werden müssen, um gefährliche Pestizide aus der Anwendung zu verbannen und unbedenklichere Alternativen zu fördern. Ein erster Schritt ist das Ende der Anwendung von als besonders gefährlich klassifizierten Wirkstoffen.

Die Bemühungen um einen Wandel hin zu saubereren Agrarprodukten sollten nicht nur von den landwirtschaftlichen Betrieben erwartet werden. Die Lebensmittelproduzenten und der Lebensmittelhandel sollten die Qualität ihrer Lebensmittel erhöhen, indem sie Landwirte tatkräftig bei der Reduktion des Pestizideinsatzes unterstützen.


1 PAN Europe (2008): Report: Message in a Bottle - Results of pesticide analysis of 40 bottles of wine bought in the EU; Pressemitteilung und Zusatzinformationen sind verfügbar unter: http://www.pan-europe.info

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