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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Kennen Sie Biodiversität?

01.01.2008, Susan Haffmans

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Januar/Februar 2008

Was wissen Europas Bürger über Biodiversität? Das wollte die Generaldirek­tion Umwelt der EU-Kommission wissen und beauftragte eine international tätige Agentur, dies herauszufinden. Die Ergebnisse liegen nun im Flash-Eurobarometer (No 219) vor1.

Die Europäische Union hat sich dem Ziel verpflichtet, die Biodiversität zu schützen. Eines der vier Schwerpunkte des 6. Umweltaktionsprogramms der EU (2002-12) ist deshalb der Schutz der Natur und Biodiversität. Bis 2010 will die EU den Verlust an biologischer Vielfalt aufhalten. Dies soll u. a. durch die Umsetzung nationaler Aktionspläne erfolgen. So weit zur Politik.

Doch wie vertraut sind die Bürger Europas mit dem Thema Biodiversitätsverlust? Im November 2007 wurden in den Mitgliedsstaaten der EU insgesamt über 25.000 Personen, die über 15 Jahre alt waren, interviewt, um ihren Kenntnisstand und ihr Interesse an dem Thema Biodiversität zu erfragen. Hierbei wurden die folgenden Kategorien abgefragt: Wie fühlen sich die EU Bürger über Biodiversität informiert? Was ist die bevorzugte Informationsquelle, um mehr über den Verlust an Biodiversität zu erfahren? Was sind die möglichen Hauptgründe für den Verlust an Biodiversität? Als wie ernst wird der Verlust der biologischen Vielfalt auf nationaler und globaler Ebene wahrgenommen? Was sind die erwarteten Auswirkungen des Biodiversitätsverlustes? Warum ist es wichtig, den Verlust an Biodiversität zu stoppen? Welche persönlichen Anstrengungen wurden gemacht, um Biodiversität zu erhalten? Wie ist die Kenntnis über das Natura 2000 Netzwerk?

Die Resultate auf einen Blick: Obgleich die Mehrzahl der EU Bürger bereits von dem Begriff Biodiversität gehört hatte, gaben durchschnittlich nur 35% an, zu wissen, was darunter zu verstehen ist. Wurde ihnen der Begriff Biodiversität erklärt, so waren die meisten der Befragten in der Lage, mit ihren eigenen Worten zu erklären, was "Biodiversitätsverlust" bedeutet. Nachrichten und Dokumentationen im Fernsehen und die Suche im Internet wurden als die drei gängigsten Wege genannt, sich über Biodiversitätsverlust zu informieren.

Als Ursache für den Verlust an Biodiversität nannten die Befragten v.a. Umweltverschmutzung und durch den Mensch verursachte Kata­strophen. 27% nannten Luft und Wasserverschmutzung als die Hauptgründe für den Biodiversitätsverlust, ebenfalls 27% machten durch Menschen verursachte Katastrophen wie Öl-Leckagen und Industrieunglücke verantwortlich. Dahinter rangierten die Faktoren "Klimawandel" (19%) und "Intensivierung der Landwirtschaft, Überfischung und Abholzung" (13%). Vor allem das Artensterben und das Verschwinden von Habitaten und Ökosystemen wird von EU-Bürger mehrheitlich als ernsthaftes Problem empfunden.

Bei der Einschätzung der Bedeutung des Themas waren 43% der Befragten der Ansicht, dass Biodiversitätsverlust ein ernstes Problem in ihrem Land sei. Hierbei bemaßen die Menschen der Biodiversität auf globaler Ebene mehr Bedeutung zu, als jener auf nationaler Ebene. Interessant ist das Süd-Nord-Gefälle: Während in Finnland nur 10% meinten, Biodiversitätsverlust sei in ihrem Land ein ernsthaftes Problem, waren es in Griechenland 70%. Und während im europäischen Durchschnitt bislang nur ein Fünftel der Befragten angaben, bereits vom Artenrückgang und Artenverlust betroffen zu sein, rechnete die Mehrzahl der Befragten damit, dass sie oder zumindest ihre Kinder in Zukunft die Folgen des Biodiversitätsverlustes spüren werden. Während in Portugal 51% der Befragten laut eigenen Angaben schon heute vom Biodiversitätsverlust betroffen sind und nur 2% der befragten Portugiesen einen zukünftigen Effekt des Biodiversitätsverlusts ausschlossen, waren 53% der befragten Niederländer der Ansicht, Biodiversitätsverlust würde weder sie noch ihre Kinder zukünftig betreffen und lediglich 9% der Befragten in den Niederlanden gaben an, schon heute vom Biodiversitätsverlust betroffen zu sein. Von den verschiedenen in der Befragung angegebenen Gründen, weshalb Biodiversität zu schützen sei, wurden alle als wichtig erachtet. Die Mehrzahl der Befragten gab an, eine moralische Verpflichtung zu empfinden, die biologische Vielfalt zu schützen. Die Hälfte der Befragten stimmte zu, dass der Biodiversitätsverlust aufgehalten werden muss, da von ihr das zukünftige Wohlergehen der Menschen und ihrer Lebensqualität abhänge. Eine etwas geringere Anzahl von Befragten gab an, dass der Erhalt von Biodiversität wichtig sei, weil die biologische Vielfalt notwendig für die Produktion von Nahrung, Treibstoff und Medikamenten sei oder weil ein Verlust der biologischen Vielfalt sich möglicherweise nachteilig auf die europäische Ökonomie auswirke.

Befragt zu ihrem persönlichen Engagement gaben über zwei Drittel der Menschen an, persönlich zum Schutz und Erhalt der Biodiversität beitragen zu wollen. Gut 20% der Befragten meinten, nichts zum Erhalt zu tun, da sie nicht wüssten, was sie tun könnten, um den Verlust zu stoppen. Interessant ist, dass vor allem weibliche Befragte sich nach eigenen Angaben bereits für den Erhalt der Biodiversität einsetzen. Auch in der Gruppe derer, die gern mehr für den Erhalt tun möchten, aber noch bessere Informationen brauchen, bilden Frauen die Mehrheit. Von Natura 2000, einem EU-weiten Schutzgebiets-Netz, hatten 80% der Befragten noch nie gehört.

Deutschland darf sich auf die Schulter klopfen: Die Anzahl jener Bürger, die sich "sehr gut" (7%) und "gut" (46%) informiert fühlen, ist in keinem anderen europäischen Land höher. Doch das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass sich auch bei uns fast die Hälfte der Bürger "nicht gut" (35%) oder "gar nicht" (12%) über das Thema informiert fühlt. Schlusslicht in dieser Kategorie bildet Italien, hier fühlen sich 79% der Befragten nicht gut bzw. nicht über das Thema informiert.


1http://www.ec.europa.eu/environment/pdf/flash_eurobarometer_2007_biodiversity_report.pdf

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