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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Afrika-Malaria-Tag und POPs Konvention: Ringen um DDT

01.03.2007, Carina Weber

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief März/April 2007

Seit geraumer Zeit bereits wird aus den Reihen der Pestizidindustrie strategische Lobbyarbeit zur breiten Wiedereinführung von DDT betrieben (vgl. PB Sept./Okt. 2006). Den vorläufigen Zenit erreicht diese Auseinandersetzung zum African Malaria Day am 25. April 2007 sowie zur Vertragsstaatenkonferenz der Stockholm Konvention am 30. April bis 4. Mai 2007 im senegalesischen Dakar. Unter anderem auch mit einem Positionspapier hat sich PAN gegen dieses Vorhaben geäußert.1

Malaria tötet jährlich weltweit rund eine Million Menschen. Mit über 80% der Todesfälle sind vor allem Kinder in der afrikanischen Sub-Sahara betroffen. PAN hat deshalb von Anbeginn das im April 2000 beschlossene Vorhaben afrikanischer Staatsoberhäupter unterstützt, die durch Malaria verursachte Todesrate bis zum Jahr 2010 zu halbieren.2 Dabei geht es PAN um die Implementierung nachhaltiger, möglichst wenig umwelt- und gesundheitsschädlicher Lösungen.

Längerfristig erfolgreich kann der Malaria aus der Sicht von PAN nur mit einer Kombination aus präventiven und kurativen Maßnahmen begegnet werden. Dabei müssen präventive Maßnahmen eine zentrale Rolle einnehmen. Hierzu zählen die Verbesserung von Hygienemaßnahmen, Wasserdrainage-Systeme, generell die Vermeidung stehender Gewässer, die Nutzung von Fischen und anderen natürlichen Feinden zur Bekämpfung jener Moskitos, die Malaria übertragen, und vor allem auch öffentliche Aufklärungskampagnen. Die derzeit sogar mehrfach verlautete Forderung nach einer Ausweitung des DDT-Einsatzes lehnt PAN ab.

DDT unterliegt der Stockholm Konvention, deren Ziel ist, Mensch und Umwelt vor langlebigen, organischen Umweltgiften (Persistant Organic Pollutants, POPs) zu schützen, indem POPs weltweit eliminiert werden. Für DDT gelten seit Inkrafttreten der Konvention 2004 Sonderregelungen. Verschiedene Staaten gaben vehement an, für eine Übergangszeit nicht auf DDT verzichten zu können. Jetzt ist die Auseinandersetzung entbrannt, ob diese befristete Ausnahme auf eine sehr lange Bank geschoben wird und der DDT-Gebrauch im Rahmen der Malariabekämpfung ggf. sogar noch ausgeweitet wird.

DDT reichert sich in der Nahrungskette an und wird in hohen Konzentrationen im Fettgewebe von Lebewesen sowie in der Muttermilch sogar in Regionen gefunden, in denen es nie eingesetzt wurde. Es wird mit chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Zum Beispiel gilt es als potenziell krebserregend, potenziell leberschädigend, reproduktionstoxisch und neurotoxisch.

Forscher in Südafrika und Mexiko haben erhöhte Rückstände von DDT im Blut von Personen nachgewiesen, die in Regionen leben, in denen DDT zur Malariakontrolle eingesetzt wurde. Gestillte Kinder nahmen dort über die Muttermilch mehr DDT auf als durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als sicher bewertet wird. Während das Stillen einerseits besonders in Armutsregionen mit ungünstigen hygienischen Verhältnissen als der kindlichen Gesundheit förderlich angesehen wird, sind die Kinder gleichzeitig oft gerade in Armutsregionen dem gesundheitsgefährlichen DDT ausgesetzt.

Die Malaria-Kontrollprogramme der 50er und 60er Jahre versuchten die Malaria übertragenden Anopheles-Mücken auszurotten. Dies war ein unrealistisches Ziel, da die Mücken Resistenzen nicht nur gegen DDT, sondern auch Kreuzresistenzen gegen Pyrethroid-Insektizide entwickelten. Eine erneute Ausweitung der DDT-Nutzung wird wohl erneut die Resistenzen ausweiten.

Wenngleich die massiven Resistenzen v.a. durch die heute nicht mehr zulässige Verwendung von DDT in der Landwirtschaft erzeugt wurden, muss davon ausgegangen werden, dass sie weiterhin ein Problem darstellen werden, wenn DDT weiterhin und ggf. sogar vermehrt eingesetzt wird. Allein die Verfügbarkeit leistet der schwer kontrollierbaren illegalen Anwendung in der Landwirtschaft Vorschub.

Eine effektive und sicherere Malariabekämpfung ist möglich, wie Beispiele zeigen. Seit dem Jahr 2000 hat Mexiko den Gebrauch von DDT eingestellt und die Todesfälle durch Malaria signifikant reduziert. Elemente des Programms sind z.B. die Verbesserung der persönlichen Hygiene und der Haushaltshygiene, Umweltmanagement-Maßnahmen zur Beseitigung von Vermehrungsplätzen der Moskitos und eine neue medikamentöse Strategie der Malariabehandlung. Im Rahmen eines Programms in Kenia wird mit der Reis anbauenden Bevölkerung und dörflichen Führungskräften das Wassermanagement verbessert, die biologische Kontrolle eingeführt und die Verwendung von Bettnetzen mit einem umfangreichen Gesundheitserziehungs-Programm verbunden. Der World Wildlife Fund hat Erfolge in Indien dokumentiert, wo sich nicht-chemische Verfahren der Moskitokontrolle als kosteneffektiv erwiesen. In den Philippinen wurde im Rahmen eines partizipativen nationalen Programms DDT verboten, ohne dass die Malaria-fälle zunahmen. Auch dieses Beispiel zeigt, dass die unter Malaria leidenden Länder eine kräftige Unterstützung bei der Investition in die Gesundheitserziehung und angepasste Technologien benötigen. Gerade in Regionen, in denen die Abwehrkräfte der Menschen durch Unterernährung geschwächt sind, sollte nicht absichtlich gesundheitsschädliches DDT ausgebracht werden.

PAN unterstützt die Stockholm Konvention, nach der in definierten Ausnahmefällen für einen begrenzten Zeitraum DDT ausgebracht werden darf. Da Alternativen existieren, ist die weltweite Eliminierung von DDT jedoch eine Frage des politischen Willens. PAN fordert deshalb die 137 Regierungen, die die Stockholm Konvention unterzeichnet haben, dazu auf, sich gemeinschaftlich, tatkräftig und umgehend für die Implementierung der Stockholm Konvention und damit für die weltweite Eliminierung von DDT einzusetzen.


1 Position Paper on Malaria and DDT (verfügbar bei PAN Germany)
Download der deutschen Übersetzung
2 The Abuja Declaration and the Plan of Action. An Extract from the African Summit on Roll Back Malaria, Abuja, 25 April 2000 (WHO/CSD/RBM/2000.17). Siehe: http://www.rbm.who.int/docs/abuja_declaration_final.htm

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