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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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BVL-Bericht über das Lebensmittel-Monitoring 2005

01.01.2007, Susanne Smolka

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Januar/Februar 2007

Am 17. Januar 2007 veröffentlichte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) seinen neuen Bericht zu den Ergebnissen des Lebensmittel-Monitorings für das Untersuchungsjahr 2005.1 Wie auch in den vergangenen Jahren stellen Pestizidrückstände weiterhin ein ernstzunehmendes Problem für die Lebensmittelqualität in Deutschland dar.

5.200 Proben wurden im Jahr 2005 im Rahmen des Lebensmittel-Monitoring bundesweit untersucht. Im Fokus der Untersuchungen stehen Kontaminationen durch Schwermetalle, Schimmelpilz-Toxine, giftige Reaktionsprodukte wie Furane oder Acrylamid, durch persistente organische Schadstoffe wie PCBs oder Dioxine, sowie die Rückstandsgehalte von Nitrat und Pestiziden.

Das Lebensmittel-Monitoring gliedert sich in zwei Teile. Im Warenkorb-Monitoring werden 15 bis 20 Lebensmittel-/-gruppen eines repräsentativen Warenkorbes untersucht. Im Projekt-Monitoring werden spezielle Themenfelder bearbeitet. Bezogen auf die Pestizidrückstände wurden Tomaten 2005 besonders unter die Lupe genommen. Gurken wurden hinsichtlich persistenter Organochlorverbindungen untersucht, Küchenkräuter und andere Gemüsearten wurden speziell auf Herbizidrückstände und Fruchtsäfte speziell auf das Fungizid Carbendazim analysiert.

Bei Tomaten wurde 2005 ein erweitertes Spektrum an Pestiziden berücksichtigt (mindestens 100). 83% der insgesamt 215 Proben wiesen Pestizidrückstände auf. Dieser Anteil liegt deutlich über den Ergebnissen vergangener Untersuchungsjahre (2001 und 2004). Bedenklich ist der hohe Anteil an belasteten Proben, die laut Angaben aus ökologischem Anbau stammen. In 31 der insgesamt 40 Proben konnten Pestizide nachgewiesen werden. Offenbar wurde den Ursachen nicht auf den Grund gegangen, denn der BVL-Bericht gibt keinerlei Hinweise auf mögliche Ursachen dieser Kontamination (Falschdeklaration? Vermischung im Handel? Oder andere Gründe?).

Höchstmengen-Überschreitungen sind ausschließlich bei konventioneller Ware festgestellt worden. Mit 5% liegt der Anteil nahezu gleich hoch wie im Vorjahr. Auch der Anteil von Mehrfachrückständen ist im konventionellen Anbau bedeutend höher (55%) als bei den Öko-Tomaten (8%). Im konventionellen Tomatenanbau wird ein sehr breites Wirkstoffspektrum angewendet. Insgesamt konnten 66 verschiedene Wirkstoffe, vor allem Fungizide und Insektizide, nachgewiesen werden. Spitzenreiter ist Bromid aus bromidhaltigen Begasungsmitteln. Eine Bewertung der Rückstände ist allerdings schwierig, da erst bei höheren Rückstandsgehalten sicher zwischen einer Applikation und natürlich vorkommenden Bromidkonzentrationen unterschieden werden kann. An zweiter und dritter Stelle wurden die Fungizide Dithiocarbamat und Pyrimethanil gefunden. Das am häufigsten nachgewiesene Insektizid war Endosulfan. Im Ländervergleich ist interessant, dass holländische Tomaten einen höheren Probenanteil mit Pestizidrückständen und weitaus häufiger Mehrfachrückstände aufweisen als deutsche Tomaten. Andererseits wurde im Gegensatz zu deutschen Proben (6%) keine Höchstmengenüberschreitung bei den holländischen Proben nachgewiesen. Problemstoffe, die zu Überschreitungen in deutschen Tomaten geführt haben, sind: Acephat, Bupirimat, Chlormequat, Dimethoat/ Omethoat und Methamidophos. Methamidophos trat in einer Probe mit einem so hohen Gehalt auf, dass ein gesundheitliches Risiko für Kinder zwischen 2 und 5 Jahren nicht ausgeschlossen werden konnte.

Bei der Untersuchung von Treibhaus-Gurken wurde den Hinweisen nachgegangen, dass Gurken und andere Kürbisgewächse offenbar persistente Organochlorverbindungen (POC, z.B. Dieldrin) selektiv aus dem Boden anreichern. Gurken bringen somit die Altlasten aus viele Jahre zurückliegenden Pestizidanwendungen zurück auf die Teller der Konsumenten. Dies scheint auch bei Gurken, die unter Glas gezogen werden, des Öfteren der Fall zu sein. Immerhin hatten 22% der 204 inländischen Proben einen Positivbefund auf POC (Dieldrin, Heptachlorepoxid, HCB und Endrin), in 8% der Fälle wurden die Höchstmengen überschritten. Für die Untersuchung auf andere Pestizidrückstände wurden noch weitere 53 ausländische Proben hinzugenommen (insgesamt 257 Proben). Pestizide waren in 48% der Proben nachweisbar, Mehrfachrückstände in 18% der Proben. Solche Werte reichen aus, um vom BVL mit einem grünen Positivzeichen belohnt zu werden (siehe BVL-Präsentation2). Negativ sind demgegenüber 8% Höchstmengenüberschreitungen.

Abschließend noch einige kurze ausgewählte Informationen zu sonstigen Ergebnissen: Das Fungizid Carbendazim wird als Rückstand am häufigsten in roten Traubensäften (60% der Proben), gefolgt von Apfelsäften (40%) und weißen Traubensäften (17%) nachgewiesen. Andere Säfte (Birne, Orange, Johannisbeere etc.) sind nahezu frei von Carbendazim. Tiefkühlspinat schneidet hinsichtlich der Rückstandsgehalte und der Mehrfachrückstände aufgrund der reinigenden Aufbereitungsschritte wie waschen und blanchieren wesentlich besser ab als frischer Spinat. Birnen bleiben weiterhin sehr hoch mit Pestizidrückständen belastet (> 90% der Proben und 78% Mehrfachrückstände). Pfirsiche verzeichnen seit 1998 einen drastischen Anstieg der Rückstandsgehalte: 85% der Proben enthalten Rückstände, bei 60% werden Mehrfachrückstände festgestellt. Höchstmengenüberschreitungen gibt es in 15% der untersuchten Fälle, dies ist fast eine Verdopplung zum Untersuchungsjahr 2002 (8%).

Herbizide werden im LebensmittelMonitoring bislang recht wenig untersucht. Sie kommen aber sehr häufig in Blatt- und Wurzelgemüse vor. Dies zeigt das Zwischenergebnis eines mehrjährigen Projektes. Die Rückstände sind allerdings häufig kleiner als 0,05 mg/kg. In höheren Gehalten trat nur das am häufigsten nachgewiesene Herbizid Linuron auf. Warum gerade Linuron so auffällig ist, wird im Bericht nicht diskutiert. Linuron darf in Deutschland nur in Ausnahmefällen angewendet werden.


1 BVL (2007): Berichte zur Lebensmittelsicherheit 2005 - Lebensmittelmonitoring, PDF-Download: http://www.bvl.bund.de/cln_007/ nn_520288/DE/01__Lebensmittel/00__doks__download/01__lm__mon__dokumente/01__Monitoring__Berichte/bericht__2005, templteId=raw,property=publicationFile.pdf/bericht_2005.pdf

2 BVL (2007): Präsentation der Ergebnise des Lebensmittelmonitoring 2005, PDF-Download unter: http://www.bvl.bund.de/cln_007/nn_520288/DE/01__Lebensmittel/00__doks__download/01__lm__mon__dokumente/praesentation__LM__monitoring__2005,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/praesentation_LM_monitoring_2005.pdf

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