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BfR erkennt neue Hinweise auf Zusammenhang zwischen Rotenon und Parkinson an

31.12.2012, Carina Weber

In der Stellungnahme Nr. 042/ 2012 vom 6.12.12 bestätigt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) neue Forschungsergebnisse über einen Zusammenhang zwischen dem Pestizid Rotenon und der Parkinson-Krankheit.

Im November 2012 veröffentlichte die Fachzeitschrift "Nature Scientific Reports" Ergebnisse von Forschungen mit dem insektiziden Wirkstoff Rotenon. Nach Auffassung des BfR sind die veröffentlichten Ergebnisse als weitere Hinweise auf eine mögliche Assoziation zwischen Rotenon-Expositon und der Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson) anzusehen.

Nach Angaben des BfR wird der insektizide Wirkstoff Rotenon aus den Wurzeln von bestimmten, in tropischen Regionen heimischen Leguminosen (Derris spp., Lonchocarpus spp., Terphrosia spp.) gewonnen. Es handelt sich um ein Insektizid, das als Kontakt- und Fraßgift wirkt und in die Atmungskette eingreift. In Deutschland ist der Wirkstoff Rotenon seit 1987 nicht mehr in Pflanzenschutzmitteln zugelassen. Ein wesentlicher Grund für die Beendigung der Zulassung war, dass toxikologische Untersuchungen zur gesundheitlichen Bewertung des Wirkstoffes fehlten. Die EU entschied im April 2008, dass Rotenon nicht in den Anhang I der Zulassungsrichtlinie (Richtlinie 91/414) aufgenommen wird. Demzufolge mussten alle Zulassungen für rotenonhaltige Pflanzenschutzmittel bis zum 10. Oktober 2008 widerrufen werden. Allerdings durften in Frankreich, Italien und Großbritannien Zulassungen für Anwendungen durch professionelle Anwender mit geeigneter Schutzausrüstung noch bis zum April 2011 aufrechterhalten werden.

Es ist bekannt, so das BfR, dass Rotenon im Tiermodell sowohl parkinsontypische Symptome, wie Bewegungsstörungen, als auch entsprechende krankhafte Veränderungen in Zellgeweben hervorrufen kann. Dabei handelt es sich um Veränderungen von Nervenzellen im Bereich des Mittelhirns. Zudem kann es zu einem fortschreitenden Verlust von Nervenzellen kommen (vgl. BfR, 2006).

Die in der Fachzeitschrift beschriebenen Forschungsergebnisse zum Mechanismus der Auslösung von Parkinson-Symptomen durch Rotenon in Mäusen (vgl. Pan-Montojo et al., 2012) sind deshalb, so das BfR, als weitere Hinweise auf eine mögliche Assoziation zwischen Rotenon-Expositon und einer parkinsonoiden Erkrankung anzusehen.

Nicht nur aus diesem durch das BfR beschriebenen Gründen sollte die Verwendung von Rotenon weltweit gestoppt werden. Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass es hochgefährlich für Bienen ist, und damit auch die Bestäubung von Pflanzen gefährdet.

(Carina Weber)

Weitere Informationen:
BfR (2006): Pestizidexposition und Parkinson: BfR sieht Assoziation, aber keinen kausalen Zusammenhang. Stellungnahme Nr. 033/2006 des BfR vom 27. Juni 2006.
Pan-Montojo et al. (2012): Environmental toxins trigger PD-like progression via increased alpha-synuclein release from enteric neurons in mice. Nature, Scientific Reports, Article number 898, published 30 November 2012



Aus: PAN Germany Pestizid-Brief November/Dezember 2012

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