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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Hormonell wirksame Pestizidrückstände gefährden Verbraucher

31.08.2012, Susanne Smolka

Eine Untersuchung von PAN und Global 2000 belegt gefährliche Pestizidrückstände mit hormoneller Wirkung in europäischem Obst und Gemüse.

Hormonell (oder "endokrin") wirksame Chemikalien greifen in den Hormonhaushalt von Menschen und Tieren ein, indem sie wie körpereigene Hormone wirken oder anderweitig das endokrine System stören. Die wirksamen Mengen solcher Chemikalien sind, wie auch bei körpereigenen Hormonen, extrem klein, vergleichbar mit dem 20sten Teil eines Wassertropfens in einem Olympiaschwimmbecken.

Eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Studien zeigt einen Zusammenhang zwischen der Belastung mit hormonell wirksamen Chemikalien und steigenden Zahlen von Fruchtbarkeitsstörungen, hormonell bedingten Krebserkrankungen wie Brust- und Prostatakrebs, aber auch von Adipositas und Diabetes und weiteren chronischen Erkrankungen. Hormonell wirkende Chemikalien sollten daher in Lebensmitteln nicht nachweisbar sein.

Nach Aussage der neuen Publikation "Hormone im Essen - Endokrin wirksame Pestizide in Nahrungsmitteln der Europäischen Union" 1 von PAN Europe und PAN Germany sowie Global 2000 sind jedoch eine Reihe solcher Stoffe in Lebensmitteln enthalten. Die mit hormonell wirkenden Pestiziden am höchsten belasteten Lebensmittel in der Europäischen Union sind Kopfsalat, Tomaten, Gurken, Äpfel und Lauch. Verbraucher konsumieren potentiell bis zu 30 verschiedene hormonaktive Pestizide und schlimmstenfalls sogar ein Gemisch von über 20 dieser Stoffe in einem Lebensmittel. Die Analyse der Veröffentlichung basiert auf den Überwachungsdaten der europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA).

Die Untersuchung von PAN und Global 2000 berechnet auf Basis der EFSA-Daten zur durchschnittlichen Langzeitbelastung von Verbrauchern Summenwerte für die identifizierten hormonell wirksamen Pestizide von bis zu 1.300 Mikrogramm pro Kilo bei Blattsalat. Aus der Sicht von PAN Germany sind dies Besorgnis erregende Zahlen, da bereits geringste Mengen ein Gesundheitsrisiko darstellen können, besonders während empfindlicher Entwicklungsphasen von Kindern. Daher ist ein aus der Sicht von PAN sehr wichtiger Schritt der Vorsorge, dass bei Pestiziden und Bioziden (u.a. Haushaltspestizide) die neuen überarbeiteten EU-Gesetzgebungen vorsehen, hormonell aktive Wirkstoffe nicht mehr zuzulassen. Solche Stoffverbote müssen jedoch implementiert werden. Damit Stoffverbote tatsächlich in Zukunft erfolgen, muss die EU-Kommission zunächst bis zum Dezember 2013 Kriterien zur Identifizierung hormonaktiver Eigenschaften bei Pestiziden und Bioziden ausarbeiten. Aktuell gibt es einen intensiven Austausch verschiedener Vorschläge von Behörden und Verbänden, wie solche Kriterien aussehen sollten. Enttäuschend ist für PAN die Position des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), da das Vorsorgeprinzip nicht ausreichend umgesetzt und voraussehbar viele hormonell wirkende Pestizid-Wirkstoffe durch das Regulierungsnetz rutschen würden, sollte dem BfR gefolgt werden.

Für Verbraucher gibt es derzeit nur die Möglichkeit, ganz oder zumindest bei den besonders belasteten Obst- und Gemüsesorten auf Bio-Produkte umzusteigen. Weitere Möglichkeiten, hormonell wirksame Chemikalien im Haushalt zu vermeiden, sind bei der Auswahl von Plastikprodukten oder durch Vermeidung von Bioziden wie Schädlingsbekämpfungsmitteln gegeben. Praktische Tipps zur Vermeidung sowie Hintergrund-Informationen zu den Gesundheits- und Umweltrisiken durch hormonelle Chemikalien haben PAN und Global 2000 in einer Informationsbroschüre zusammengefasst.

(Susanne Smolka)

1 PDF-Download): /www.pan-germany. org/download/ED_Pestizide.pdf .
PAN Europe bietet auf seiner Homepage www.disruptingfood.info, neben der englischen Fassung der Broschüre, detaillierte Informationen zu den Untersuchungsergebnissen sowie Hintergrundinformationen für Journalisten.

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Juli/August 2012

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