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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Ghana: Regierungshandeln gegen Pestizidprobleme nötig

30.06.2012, Carina Weber

Eine April 2012 veröffentlichte Studie darüber, wie Bauern in Ghana mit Pestiziden umgehen, zeigt dringenden Handlungsbedarf auf.

Seit vielen Jahren berichtet die Organisation Northern Presbyterian Agricultural Services (NPAS) über durch Bauern berichtete Probleme während und nach der Pestizidausbringung. Zu den am häufigsten genannten Problemen zählen Hautreizungen, Kopfschmerzen, Schwäche, Atembeschwerden und Schwindel. Eine Untersuchung von 183 Farmern in 14 Dörfern in der Upper East-Region ergab, dass mehr als ein Viertel der Untersuchten sich infolge des Einatmens von Pestiziden Beschwerden zuzogen und dass sich ein Fünftel Verletzungen zuzogen, weil Pestizide auf ihren Körper gelangten. Ende 2012 starben 15 Bauern, bei denen als wahrscheinliche Todesursache der Kontakt mit Pestiziden festgestellt wurde. Der überwiegende Anteil dieser Todesfälle wurde durch eine falsche Lagerung von Pestiziden verursacht, die dazu führte, dass Lebensmittel kontaminiert wurden.

NPAS betont, dass es sich bei den Erhebungsergebnissen wohl lediglich um die Spitze des Eisberges handelt, da die nationalen Bedingungen der Diagnose und Erfassung des Vergiftungsgeschehens sehr mangelhaft sind, und beschreibt die folgenden Gründe für Vergiftungen:

  • Gefährliche Pestizide wie Paraquat und Chlorpyrifos wurden bisher immer noch nicht verboten.
  • Werden Pestizide aufgrund ihrer Gefährlichkeit verboten, wird nicht sichergestellt, dass diese Pestizide auch tatsächlich nicht mehr verwendet werden. Laut NPAS werden sieben verbotene Pestizide durch einige Bauern weiterhin verwendet. Im Einzelnen handelt es sich um Aldrin, Dieldrin, Endosulfan, Lindan, DDT, Methylbromid und Carbofuran. Diese Pestizide sind überwiegend in den Industrieländern aus Gründen des Gesundheits- und Umweltschutzes seit sehr vielen Jahren verboten. Einige Pestizide werden einer Studie von NPAS zufolge sogar in lokalen Geschäften offen angeboten.
  • Bauern wenden Pestizide nicht den festgesetzten Regeln entsprechend an, indem sie eine zu hohe Aufwandmenge ausbringen, die Pestizide in nicht dafür vorgesehenen Anbaukulturen anwenden oder indem sie Pestizide kurz vor der Ernte ausbringen und damit kurz bevor die Agrarprodukte verzehrt werden. Zudem kommt es vor, dass Bauern Pestizide, die für die Ausbringung auf dem Feld gedacht sind, in der Lagerhaltung von Erntegut einsetzen.
  • Auch Pestizide, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist, werden noch eingesetzt. Und es werden verschiedenste Pestizide zusammengemischt.
  • Viele Pestizidanwender verwenden keinen Anwenderschutz. Nahezu kein Pestizidanwender befolgt alle empfohlenen Schutzmaßnahmen und lediglich jenen Pestizidanwendern, die vertraglich an Baumwoll- und Kakao-Firmen gebunden sind, wird Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt.
  • Manche Bauern lassen Kinder Pestizide ausbringen.
  • Die Pestizide werden oft zusammen mit Lebensmitteln gelagert und Pestizid-Kanister werden zum Wasserholen benutzt.
  • Die Ausbildungsprogramme für Pestizid-AnwenderInnen und Berater des zuständigen Ministeriums (MOFA) sind ungenügend. Dies ist mitbedingt durch die Tatsache, dass die meisten Bauern und Bäuerinnen weder lesen noch schreiben können. Eine durch NPAS durchgeführte Untersuchung in der "Upper East"-Region ergab, dass lediglich 43% der Bauern ein irgendwie geartetes Training erhalten hatten und lediglich die Hälfte davon durch das zuständige Ministerium MOFA trainiert worden waren.

Die Situation in Ghana ist ein weiterer Beleg dafür, dass Versuche, gefährliche Pestizide sicher einzusetzen, zum Scheitern verurteilt sind, besonders in Entwicklungsländern. Deshalb muss endlich die Vermarktung hochgefährlicher Pestizide gestoppt werden. Ein Weg, in diese Richtung aktiv zu werden ist, bei der Aktion "Hochgefährliche Pestizide stoppen" mitzumachen: unter http://action.pan-germany.org.

(Carina Weber)


Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Mai/Juni 2012

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