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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Belastung europäischer Böden durch Antibiotika aus der Tierproduktion

30.06.2012, Susan Haffmans

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Mai/Juni 2012

Antibiotika werden in der intensiven Tierhaltung als Wachstumsverstärker und zur Behandlung von Krankheiten angewendet. Ein Großteil der Wirkstoffe verbleibt nicht im Tier, sondern gelangt über die Ausscheidungen in Form von Gülle, Jauche und Mist in die Umwelt. Diese Antibiotika Rückstände in der Umwelt stehen im Verdacht, Resistenzen bei pathogenen Bakterienstämmen zu verursachen. Ein Monitoring der Antibiotika-Rückstände in der Umwelt fehlt bislang. Spanische Wissenschaftler haben nun in einer Studie eine Methode vorgestellt, wie sich in Abhängigkeit von Antibiotika-Art und Boden-Charakteristika die Boden-Belastung mit Antibiotika aus der Tierhaltung abschätzen lässt. Das Ergebnis könnte dazu dienen, prioritäre Untersuchungsgebiete für ein zukünftiges Monitoring zu definieren1.

Die erfolgreiche Bekämpfung bakterieller Erkrankungen wird zunehmend dadurch erschwert, dass sich Resistenzen gegen Antibiotika ausbilden. Das Problem sich ausbreitender Antibiotika-Resistenzen wird von internationalen Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation und UN-Landwirtschaftsorganisation sehr ernst genommen2. Nationale, europäische und internationale Strategien zur Eindämmung der Resistenzen zeigen die Bedeutung des Problems.

Als Verursacher für zunehmende Resistenzen wurden falscher Umgang mit Antibiotika, fehlender Wirkstoffwechsel und v.a. der hohe Einsatz von Antibiotika in der intensiven Tierhaltung identifiziert3. Rückstände von Antibiotika werden in Abwässer und Abfällen von Ställen gefunden, sie gelangen über die belasteten Exkrementen der behandelten Tiere auf landwirtschaftliche Flächen und finden sich als ökotoxikologisch bedenkliche Rückstände in Böden und Gewässer wieder.

Bevor ein Tierarzneimittel auf den Markt kommt, muss es zugelassen werden. Eine Umweltprüfung zur Abschätzung des ökologischen Risikos ist Bestandteil der Europäischen Gesetzgebung für die Zulassung von Tierarzneimitteln (Richtlinie 92/18/EEC). Ein Monitoring und somit eine Überprüfung, wie sich die Tierarzneimittel in der Umwelt verhalten, ob es zu Anreicherungen oder Resistenzbildungen kommt, ist jedoch nicht geregelt und findet nicht statt. Dies ist problematisch, denn nach wie vor gibt es Erkenntnislücken über das Verhalten der Rückstände im Ökosystem.

Forscher aus Spanien haben nun ein Modell entwickelt, in dem sie mit Hilfe geographischer Informationssysteme graphisch darstellen können, wo mit besonderen Boden-Belastungen durch Antibiotika aus der intensiven Tierhaltung zu rechnen ist. Hierzu haben sie sowohl Wirkstoffcharakteristiken verschiedener Antibiotika als auch Bodeneigenschaften, wie Bodenart, Humus-Gehalt, Sorptionsvermögen, Temperatur, sowie Landnutzung und Viehdichte mit einfließen lassen. Im Ergebnis liegen hoch aggregierte Karten vor, die für zwölf verschiedene Antibiotika-Typen das jeweilige Risiko einer Kontamination europäischer Böden aufzeigen. Die höchsten Risiken für eine Bodenkontamination mit Antibiotika liegen der Studie zufolge in Belgien, Irland, den Niederlanden, der Schweiz, Dänemark, Deutschland und England.

Einschränkend verweisen die Wissenschaftler um Ana de la Torre auf Ungenauigkeiten durch die verwendete Datengrundlage und thematisieren das Problem fehlender Daten. Sie kritisieren, dass die im Rahmen der Zulassung gewonnenen Daten über die Umweltrisiken von Antibiotika nicht öffentlich zugänglich sind und die Hersteller von Antibiotika nicht verpflichtet sind diese Informationen zu veröffentlichen. Ein offener Zugang zu diesen Daten könnte nach Meinung der Wissenschaftler künftig zu einer verbesserten Risikobewertung von Kontamination durch Antibiotika beitragen.

(Susan Haffmans)

1 Torre de la, A. et al. (2012): An approach for mapping the vulnerability of European Union soils to antibiotic contamination. Science of the Total Environment 414 (2012) S. 672-679
2, http://www.who.int/foodsafety/publications/micro/nov2003/en/
3 Vgl. Pestizid-Brief März/April 2012, S. 3

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