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Parkinson-Risiko steigt bei Pestizid-Gemischen

30.09.2011, PAN Germany, Susanne Smolka

Aus: PAN Germany Pestizid Brief Juli / August 2011

Eine neue epidemiologische Studie aus den USA belegt ein deutlich erhöhtes Parkinson-Risiko nach der Exposition gegenüber Pestizid-Gemischen. Untersucht wurden nicht Farmer, sondern Menschen, deren Arbeitsplätze in der Nähe der behandelten Felder lagen.1

Mittlerweile ist es anerkannt, in Deutschland sogar durch die Berufsgenossenschaften, dass Landwirte, die spezielle Pestizide eingesetzt haben, ein erhöhtes Risiko besitzen, an der degenerativen Nervenerkrankung Parkinson zu erkranken. Die Science Daily berichtete am 26. Mai 2011 über eine neue US-Studie zu den Ursachen von Parkinson2. US-Wissenschaftler hatten bereits in einer vorangegangenen epidemiologischen Untersuchung auf das Problem hingewiesen, dass nicht nur Landwirte, sondern auch Anwohner unter bestimmten Pestizid-Expositionen einem erhöhten Erkrankungsrisiko ausgesetzt sind. Es zeigte sich, dass die Applikation von Gemischen aus dem Fungizid Maneb und dem Herbizid Paraquat ein um 75% erhöhtes Parkinson-Risiko bei den Anwohnern im Vergleich zu einer Kontrollgruppe verursachte.

Nun wurde von dem Forscherteam eine Folgestudie veröffentlicht, die sich mit den Risiken für Personen beschäftigt, die sich aus beruflichen Gründen regelmäßig in der Nähe pestizidbehandelter Felder aufhalten. Untersucht wurden beispielsweise Lehrer, Büroangestellte oder Feuerwehrmänner. Dafür wurden epidemiologische Untersuchungen im fruchtbaren "Central Valey" in Kalifornien durchgeführt. Sie basieren auf einer GIS-gestützten Analyse von Informationen zur Landnutzung und einer detaillierten Dokumentation des Pestizid-Einsatzes der dort ansässigen Landwirte für den Zeitraum von 1974 bis 1999. Diese Informationen wurden sodann mit den Kenndaten dort lebender bzw. arbeitender Personengruppen analysiert. Bei 362 Personen wurde später im Zeitraum zwischen 2001 und 2007 eine Parkinson-Erkrankung diagnostiziert. Weitere 341 Personen ohne Befund dienten als Kontrollgruppe.

Von besonderem Interesse ist, dass die aktuelle Studie zusätzlich den Effekt eines dritten Pestizids berücksichtigt hat. Erfolgen neben Maneb und Paraquat auch Expositionen mit dem Fungizid Ziram, so schnellt das Parkinson-Risiko der Studie zufolge auf das Dreifache im Vergleich zur Kontrollgruppe in die Höhe. Bei der gemeinsamen Exposition von Ziram und Paraquat erhöht sich das Risiko ebenfalls, jedoch nur um rund 80%. Insgesamt deuten die Befunde darauf hin, dass die Pestizidexposition im Arbeitsalltag größer ist, als zu Hause und dass Menschen, die in der Nähe solcher Pestizidanwendungen arbeiten und leben, das vergleichsweise größte Risiko tragen.

Die Untersuchung liefert zudem auch einen deutlichen Hinweis darauf, dass die Kombination dieser drei genannten Pestizide zu einem größeren Risiko führt, an Parkinson zu erkranken, als infolge der Exposition gegenüber nur einem oder zwei dieser Pestizid-Wirkstoffe. Aus Tiermodellen und zudem auch aus in-vitro Tests ist bekannt, dass Pestizide neurodegenerative Prozesse wie Parkinson triggern und so den Zeitpunkt des Ausbruchs und den Verlauf der Erkrankung beeinflussen können. Die Daten aus Kalifornien zeigen auch, dass zwischen der Exposition mit Pestiziden und dem Ausbruch von Parkinson-Symptomen Jahre liegen können.

(Susanne Smolka)

1 Anthony Wang, Sadie Costello, Myles Cockburn, Xinbo Zhang, Jeff Bronstein & Beate Ritz (2011): Parkinson's disease risk from ambient exposure to pesticides. European Journal of Epidemiology, 2011; DOI: 10.1007/s10654-011-9574-5
2 ScienceDaily (2011): High Risk of Parkinson´s Dissease for people exposed to pesticides near workplace: Pesticide Ziram implicated as possible cause of disease. Online unter: http://www.sciencedaily.com/releases/ 2011/05/110526152555.htm

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