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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Studie warnt vor Gentech-Pestizid-Kombination

30.06.2011, Rüdiger Stegemann

Aus: PAN Germany Pestizid Brief Mai / Juni 2011

Liest man die neue Studie "Vorsicht ‚Giftmischer': Gentechnisch veränderte Pflanzen in Futter- und Lebensmitteln"1 von Christoph Then und die darin formulierten Empfehlungen, dann fragt man sich, woran sich eigentlich die Entscheidungsträger in der EU und ihren Mitgliedsländern orientieren. In Reden und Resolutionen werden das Vorsorgeprinzip sowie der Schutz von Mensch und Umwelt proklamiert. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus.

Die Ausgangslage ist bekannt: Zunehmend werden weltweit gentechnisch veränderte Pflanzen verbreitet, die vor allem Herbizide tolerieren oder Insektengifte produzieren. Oder beides zugleich. Zuweilen kommen noch weitere gentechnische Veränderungen hinzu. Es entstehen Organismen mit "stacked events" (mehreren, "gestapelten" gentechnisch bewirkten Eigenschaften). Beim Anbau von herbizidtoleranten Pflanzen kommen Unkrautvernichtungsmittel zum Einsatz, denen zur Erhöhung der Wirksamkeit oft auch noch zusätzlich Benetzungsmittel beigemischt werden. Hierdurch potenziert sich die Giftigkeit: Der Herbizidwirkstoff (z.B. Glyphosat) ist an sich schon giftig. Das Benetzungsmittel (z.B. POE-Tallowamin) ebenfalls. Zusammengemischt sind sie noch giftiger als die einfache Addition der beiden Ausgangsstoffe. Rückstände im Erntegut haben gesundheitsgefährdende Auswirkungen - das gilt sowohl für Futter- wie auch für Lebensmittel.

Die Studie beschreibt akribisch die gegenwärtige weltweite Situation einschließlich des globalen Südens wie auch der Landwirtschaft in der EU. Sie deckt auf, dass es erhebliche Defizite in der Risikobewertung und im Risikomanagement durch die EU und ihre Mitgliedsländer gibt. Insbesondere belegt die Studie, dass die Kombinationseffekte, die sich aus den "stacked events" und den Herbiziden ergeben, auch in jüngster Zeit noch grob vernachlässigt werden.

In Deutschland zeichnen sich für den Anbau derartiger Konstrukte erste restriktive Ansätze von Regelungen ab. Der größte Teil der bei uns erzeugten tierischen Erzeugnisse wird allerdings mit gentechnisch veränderten Futtermitteln produziert, die aus Importen stammen. Für diese werden jedoch keine ausreichenden Tests vorgenommen und die Wirkungen ihres Einsatzes nicht ausreichend untersucht.

Die Studie weist nach, dass sogar die proklamierten Regelungen und Prinzipien der EU im Konflikt stehen mit der derzeitigen Praxis der eigenen Behörden der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Die Defizite liegen in der Nichtbeachtung des Zusammenspiels von gentechnisch veränderten Pflanzen und Pestiziden, der Wechselwirkungen und akkumulierten Effekte, und der fehlenden Überwachung der Auswirkungen bereits zugelassener Pflanzen.

Den konkreten und handhabbaren "Empfehlungen" der Studie kann man nur wünschen, dass sie schnell Eingang finden in überfällige politische Entscheidungen und Regulierungen. Acht Empfehlungen werden formuliert, die umzusetzen den Entscheidungsträgern auf der Ebene der EU (Kommission und Parlament), der Mitgliedsstaaten sowie der Bundesländer aufgetragen ist. Zugleich bietet die Studie viel Hintergrundmaterial zur Schärfung der Argumentation derer, die sich für die kritische Begleitung der Agro-Gentechnik, für den Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit einsetzen.

(Rüdiger Stegemann)

1 Ein Testbiotech Report von Christoph Then, April 2011; http://www.testbiotech.de/sites/ default/files/Testbiotech_Giftmischer_0.pdf

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