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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Endosulfan wird in den USA zum Auslaufmodell

30.09.2010, PAN Germany, Alexandra Perschau

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Juli / August 2010

Die amerikanische Umweltbehörde EPA hat am 9. Juni 2010 beschlossen, die Nutzung des giftigen und persistenten Insektizids Endosulfan in den USA zu beenden. Die EPA begründet die Entscheidung mit den unakzeptablen neuro- und reproduktionstoxikologischen Risiken des Wirkstoffes für Farmarbeiter und Tiere und mit dessen Langlebigkeit in der Umwelt.1 PAN-Gruppen in allen Weltregionen feiern die Entscheidung der EPA und hoffen nun, dass damit das globale Verbot von Endosulfan näher gerückt ist.

Endosulfan ist ein in vielen Anbaukulturen einsetzbares Insektizid. In den USA ist es seit den 1950er Jahren registriert und zur Anwendung bei der Produktion verschiedener Gemüsearten und Früchte, Ziergehölze und in Baumwolle zugelassen. Die intensive Nutzung von Endosulfan war in den USA zwischen 2006 und 2008 beim Anbau von Tomaten, Kürbis, Kartoffeln, Äpfeln und Baumwolle verzeichnet worden.

Nach Abschluss einer neuen Risikobewertung ist die EPA zu dem Schluss gekommen, dass die signifikanten Risiken von Endosulfan für Natur und Landarbeiter die begrenzten Vorteile für Landwirte überwiegen. Der Hersteller von Endosulfan befindet sich nun in einem Diskussionsprozess mit der EPA, um freiwillig die Nutzung von Endosulfan zu beenden. Details hierzu werden derzeit erarbeitet. "Diese Entscheidung ist ein seit langem fälliger Sieg für jene Landarbeiter, die mit diesem Gift arbeiten mussten, für ihre Angehörigen, die neben den gespritzten Feldern leben, und für die indigenen Gruppen in der Arktis, die dem Wirkstoff über ihre traditionelle Nahrung ausgesetzt sind," erklärt Karl Tupper, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei PAN Nordamerika.2

Endosulfan ist ein Wirkstoff der flüchtig und persistent (langlebig) ist und deshalb ein hohes Potenzial zur Bioakkumulation in aquatischen und terrestrischen Organismen aufweist. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen dokumentieren die weiträumige Verbreitung auf dem gesamten Erdball und eine nachfolgende Anreicherung in fast allen Umgebungsmedien. Endosulfan ist in Luft, Wasser, Sedimenten sowie in Flora und Fauna allgegenwärtig, auch tausende Kilometer von Anwendungsgebieten entfernt.

Die Entscheidung in den USA ist nun in allen Erdteilen Anlass für die PAN-Hoffnung, dass Endosulfan endlich auch der Stockholmer Konvention zur weltweiten Beseitigung von Dauergiften (persistant organic pollutants - POPs) unterworfen wird. Die USA folgen mit dem Verbot mehr als 60 weiteren Staaten, darunter die 27 EU Mitgliedsländer. Dieser Schritt nimmt den wenigen verbliebenen Befürwortern des Insektizids bei den kommenden Verhandlungen zur Stockholmer Konvention möglicherweise etwas Wind aus den Segeln. Indien und China werden sich nun eine neue Strategie einfallen lassen müssen, wenn im kommenden Jahr die Verhandlungen zum Endosulfan-Verbot auf der Agenda der Vertragsstaatenkonferenz der Stockholmer Konvention stehen wird. Denn deren Hauptargument gegen das globale Verbot war bislang die Zulassung in den USA.

(Alexandra Perschau)

1 EPA (2010): EPA Action to Terminate Endosulfan, Presseerklärung vom 9.6.10 unter http://www.epa.gov/pesticides/reregistration/ endosulfan/endosulfan-cancl-fs.html

2 PANNA (2010): End game for Endosulfan, Presseerklärung vom 9.6.10 unter http://www.panna.org/newsroom/20100609

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