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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Gewässerschutz: Handlungsbedarf bei Hofabläufen

30.04.2010, PAN Germany, Christian Schweer

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief März / April 2010

Im Rahmen des nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium eine Studie bei der Universität Gießen in Auftrag gegeben, die bedeutende und zugleich klar lokalisierbare Quellen ("hot spots") von Pestizid-Einträgen in die Oberflächengewässer ermitteln sollte. Im Rahmen der Studie1 wurden in den Jahren 2006 bis 2008 die Abwässer von acht Kläranlagen in sieben deutschen Ackerbauregionen und in einem Weinbaugebiet auf 26 Pestizid-Wirkstoffe und auf 2 Metaboliten hin untersucht. Diese Eintragsquelle erhielt eine besondere Aufmerksamkeit, weil die Abwässer von (Bauern-) Hofflächen, wo Pestizid-Spritzgeräte befüllt und gereinigt werden, über die Kanalisation zu den Kläranlagen gelangen. Zudem sollte mit dem Forschungsvorhaben geklärt werden, welche Pestizidmengen an den relevanten Verunreinigungsorten zu erwarten sind und wie sie vermieden bzw. vermindert werden können. Die Initiative war wichtig, weil dieser Fragestellung bisher nicht systematisch nachgegangen wurde. Der Fachöffentlichkeit liegen seit Januar 2010 und folglich mit einer deutlichen Verzögerung die Untersuchungsergebnisse zur Diskussion vor.

Das Fazit der Forscher: Die Punkteinträge von Pestiziden spielen eine wesentliche Rolle für die Belastung von Flüssen und Seen. Die Untersuchungen legen auch nahe, dass die Verunreinigungen je nach Region unterschiedlich bedeutsam sind. Die Spanne der ermittelten Gesamteintragsmenge an Pestiziden (Gesamtfrachten ohne den Wirkstoff Diuron) reichte von weniger als 10 Gramm bis 1300 Gramm je Probe und Untersuchungsgebiet. Umgerechnet nach der Eintragsmenge je Spritzgerät errechnete sich zwischen dem niedrigsten und höchsten ermittelten Messwert eine Differenz von 400 Gramm.

Die hohen Frachtmengen resultierten insbesondere aus dem Einsatz der Wirkstoffe Isoproturon und Metamitron (bis zu 54.5% bzw. 40.2% Anteil an der Gesamtfracht). Auffallend ist, dass Diuron in mindestens 2 Untersuchungsgebieten auch im Jahr 2007 der bedeutendste Schadstoff im Abwasser blieb. Diuron wurde bereits zu diesem Zeitpunkt als ein für die Gewässer kritischer Wirkstoff bewertet und erhielt in Deutschland nur unter Einschränkungen eine Zulassung.

Die hohen Pestizid-Einträge über Kläranlagen werden auf den fehlerhaften bis fahrlässigen Umgang mit Pestiziden auf landwirtschaftlichen Betrieben zurückgeführt. Die Studie weist darauf hin, dass in manchen Regionen bereits zwei Verstöße gegen die gute fachliche Praxis ausreichen, um die hohen Abwasserfrachten herbei zu führen. Weil das Fachwissen vieler Landwirte offenbar veraltet ist, werden verstärkte Kontrollen sowie eine effiziente Beratung aller betroffenen Betriebe empfohlen.

PAN Germany begrüßt diese Folgerungen und fordert, dass diese Vorschläge zeitnah in den Bundesländern umgesetzt werden.

(Christian Schweer, PAN Germany)

1 Blarr, S, Eyring J., Bach, M. und Frede, H.: Identifizierung und Vermeidung der hot spots von Pflanzenschutzmittel in Oberflächengewässer - Erkennung und Quantifizierung punktueller Einträge. Abschlussbericht. BMELV-BLE-Projekt 05HS022. Gießen, 3/09

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