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Hohe agrarische Vielfalt in Bio-Baumwollprojekten

30.06.2009, PAN Germany, Alexandra Perschau

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Mai/Juni 2009

Eine von Organic Exchange durchgeführte Befragung von Bio-Baumwollprojekten rund um den Globus belegt die große Bedeutung der agrarischen Vielfalt im Bio-Baumwoll-Anbausystem. Neben der Baumwolle wurden 69 weitere Feldfrüchte identifiziert, die zum Teil auch zur Verbesserung des Einkommens durch den Verkauf auf lokalen, regionalen und internationalen Märkten geeignet sind.

Bauern, die Bio-Baumwolle anbauen, produzieren eine ganze Reihe weiterer landwirtschaftlicher Erzeugnisse, z.B. in Fruchtfolge, in Mischkultur, als Randbepflanzung oder als Wildpflanze auf der farmeigenen Fläche. Auch wenn die Bauern oftmals einen guten Preis für die Bio-Baumwolle erzielen, fehlt ihnen oft für die anderen Bio-Produkte ein Zugang zu (Bio-) Märkten.

Organic Exchange hat nun mit finanzieller Unterstützung der niederländischen Entwicklungsorganisation ICCO ein neues Programm gestartet, das sich dieses Themas annimmt. Das "Farm System Crops" Programm ist damit ähnlich aufgestellt wie das von PAN Germany geleitete Gemeinschaftsprojekt "Fibre, Food and Beauty for Poverty Reduction".1

Auf der Grundlage einer Umfrage wurden agrarische Produkte und Potenziale für eine Marktentwicklung identifiziert. 45 Projekte rund um den Globus erhielten einen umfangreichen Fragebogen, 27 Projekte antworteten, 8 Antworten kamen aus Afrika, 7 aus Lateinamerika, 9 aus Süd-Asien, weitere 3 aus den USA, der Türkei und Kirgisien. Jene Projekte, die antworteten, repräsentieren ca. 50.000 Farmer, 15.000 davon sind Bäuerinnen.

Baumwolle und 69 andere Feldfrüchte

Die Umfrage, so die Autorin, bestätigt die enorme Bedeutung der agrarischen Vielfalt im biologischen Anbau. 69 verschiedene Feldfrüchte konnten zusätzlich zur Baumwolle verzeichnet werden. Einzelne Projekte haben bis zu 10 unterschiedliche Pflanzen im Anbausystem angegeben.

Feldfrüchte von Bio-Baumwollfarmern nach Region
Afrika Mais, Sesam, Weizen, Mungbohnen,
Erdnüsse, Soja, Sonnenblumen, Gemüse,
Hirse, Hibiskus, Cashewnüsse, Chillies,
Futterpflanzen, Kichererbsen, Fonio, Ingwer,
Kräuter und Gewürze, Gewürzpaprika,
Indigo, Reis, Sheanüsse
Süd-Asien Mais, Sesam, Weizen, Mungbohnen,
Erdnüsse, Soja, Sonnenblumen, Sorghum,
diverse, z.T. hier nicht bekannte Hülsenfrüchte
(u.a. Kicher- oder Straucherbsen) Gemüse,
Rizinussamen, Mohrenhirse, Senf, Reis,
Öldistel, Anis, Kumin, Büschelbohne,
Zuckerrüben
Lateinamerika Mais, Sesam, Bohnen, Erdnüsse, Soja,
Sonnenblumen, Gemüse, Süßkartoffeln,
Johannisbrot, Bananen, Cassava, Kaffee,
Honig, Linsen, Mango

Die zehn am häufigsten genannten Pflanzen waren Mais, Sesam, Weizen, Mungbohnen, Bohnen, Erdnüsse, Soja, Sonnenblumen, Sorghum und Linsen. Mais und Soja sind rund um den Globus weit verbreitet, doch spiegeln sich in den Anbaukulturen durchaus auch lokale Ernährungspräferenzen wider: in Afrika bevorzugen die Bauern Erdnüsse und Bohnen, während in Süd-Asien Kichererbsen und Linsen hoch im Kurs stehen, und in Lateinamerika Süßkartoffeln, tropische Früchte und Cassava dominieren.

Lokale Ernährungssicherung

Die Befragung macht eines deutlich: Bio-Baumwollbauern leisten einen großen Beitrag zur Ernährungssicherung der Familien und lokale Gemeinschaften. Sie produzieren sichere und gesunde Lebensmittel ohne kostenintensiven Chemikalieninput und erzielen über das Jahr hinweg eine höhere Kontinuität in der Versorgung. Insbesondere in Süd-Asien und Afrika wird die große Bedeutung lokaler Märkte deutlich. Lediglich wenige einzelne Feldfrüchte werden auf internationale Märkte exportiert. In Lateinamerika halten sich lokale Versorgung und Export in etwa die Wage. Begründet wird der Export häufig mit der mangelnden Kenntnis der inländischen Verbraucher (und Märkte) über die besondere Qualität der Bio-Produkte und der damit kaum bis gar nicht vorhandenen Nachfrage für diese Premiumprodukte. Die Erschließung lokaler Märkte für Bio-Produkte wurde daher nicht ohne Grund als eine der wichtigen anstehenden Aufgaben von Seiten der meisten befragten Projekte genannt. Allerdings ist in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung der betriebswirtschaftlichen und logistischen Kenntnissen und Fähigkeiten der Farmergruppen dringend notwendig.
(Alexandra Perschau)

Der Artikel ist ein Auszug aus: Truscott, L (2009): Improving livelihoods for organic cotton farmers, Pesticide News 83, März 2009.
1 Mehr zum Projekt siehe z.B. PB 2/2009 und http://www.pan-germany.org/deu/projekte/cotton_connection/aktuell.html

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