01.09.2005, Susanne Smolka
Nach aktuellen Studien¹ von unabhängigen US-Wissenschaftlern könnte das Herbizid Roundup, das profitabelste Produkt des Monsanto-Konzerns, für den mysteriösen weltweiten Rückgang von Fröschen, Kröten und anderen Amphibien mitverantwortlich sein.
Nach aktuellen, weltweiten Erhebungen schwindet die Anzahl von Fröschen, Kröten und Salamandern weltweit in rasanter Geschwindigkeit. Laut Rettet den Regenwald sind von den 5.743 bekannten Amphibienarten 1.856, also mehr als 30%, akut gefährdet und stehen auf der Roten Liste der von der Ausrottung bedrohten Arten. Während die Forscher noch über die Ursachen rätseln, konnte nun der Biologe Rick Relyea mit seinem Team von der University of Pittsburg zeigen, dass das globale Froschsterben möglicherweise mit dem Herbizid Roundup zusammenhängen könnte. Bislang war man davon ausgegangen, dass glyphosathaltige Mittel für Amphibien unschädlich sind.
In dieser Untersuchung wurde erstmals unter naturähnlichen Bedingungen (Outdoor-Mesokosmen) und über einen längeren Zeitraum (drei Wochen) die Wirkung von Roundup auf verschiedene Tierarten überprüft. Appliziert wurde die von Monsanto empfohlene Applikationsmenge von Roundup als worst-case Szenario (3,8 mg Glyphosat/l). In den Mesokosmen starben alle Kaulquappen von drei Froscharten innerhalb des Untersuchungszeitraums. Im Laborexperiment starben bei direktem Besprühen 68 bis 86% aller Jungtiere innerhalb eines Tages. Auch geringere Konzentrationen (1,3 mg Glyphosat/l), die im Bereich gemessener Umweltkonzentrationen liegen, verursachten ein Absterben von bis zu 71% der untersuchten Amphibienarten. Roundup (Wirkstoff Glyphosat) ist das weltweit meist verkaufte Unkrautvernichtungsmittel und wird von Monsanto je nach Wunsch mit gentechnisch veränderten, glyphosatresistentem Soja-, Mais- oder Baumwollsaatgut geliefert. Als Totalherbizid wird Roundup in der Landwirtschaft häufig auch zur Nachbehandlung abgeernteter Felder angewendet, kann von Laien in ihrem Haus- oder Kleingarten verspritzt werden und befreit Nicht-Kulturflächen wie Gleise, Flughäfen oder Straßenränder von wildem Bewuchs. In Deutschland sind derzeit 40 glyphosathaltige Produkte, darunter 9 Roundup-Präparate, zugelassen.
Glyphosathaltige Präparate können nur mit Formulierungshilfsstoffen wirken, die die Oberflächenspannung der Blätter herabsetzen und so das Eindringen des Wirkstoffs in die Pflanze ermöglichen. Entweder sind sie dem Präparat bereits beigemischt oder sie müssen beim Anmischen zugesetzt werden.
Aufgrund von zusätzlichen Untersuchungen geht Dr. Relyea davon aus, dass nicht der Wirkstoff Glyphosat selbst, sondern der beigesetzte Formulierungshilfsstoff die hohe Todesrate unter den Amphibien verursacht. Im Falle des von ihm verwendeten Roundup-Präparates handelt es sich um Tallowamin (POEA, "polyethoxylated tallowamine").
Monsanto konnte in seiner veröffentlichten Kommentierung² zu den Ergebnissen bislang keine stichhaltigen Kritikpunkte beibringen. Nach Auffassung von PAN Germany sollten daher mit Blick auf diese neuen Befunde alle glyphosathaltigen Handelspräparate, die diesen Hilfsstoff enthalten, einer Neubewertung unterzogen werden, die Langzeitbeobachtungen unter naturnahen Bedingungen, wie in den genannten Studien geschehen, einbezieht. Die Formulierungen von Handelspräparaten unterliegen dem Produktgeheimnis. Nach einem Presseartikel der Süddeutschen Zeitung³ erklärte der Monsanto-Sprecher Thierfelder, dass Tallowamin auch in Deutschland zugelassenen Roundup-Produkten beigemischt wird.
Ein zwischenzeitliches Festsetzen von Abstandsauflagen zu Gewässern ist insofern nicht sehr hilfreich, da viele Amphibien nicht in großen Gewässern, sondern in teilweise sehr kleinen Feuchtarealen (Pfützen), die nur zeitweise Wasser führen, heranwachsen. Aus diesem Grund ist ein Aussetzen der Zulassung der betroffenen Handelspräparate aus Vorsorgeaspekten unumgänglich.
(Susanne Smolka)
(Aus: PAN Germany, Pestizid-Brief September/Oktober 2005)
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