jump directly to content.
Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

Quer Menue

Front gegen Paraquat verbreitert sich

01.11.2002, Alexandra Baier

Eine internationale Koalition von Nichtregierungsorganisationen*, darunter die PAN-Regionalzentren, fordert vom Schweizer Konzern Syngenta den Produktionsstopp des hochgiftigen und gesundheitsschädlichen Pestizids Paraquat.

Gefährlich für Gesundheit und Umwelt

Das Totalherbizid Paraquat wird von Syngenta unter dem Markennamen Gramoxone in über 100 Ländern verkauft. Es stellt mit einem jährlichen Umsatz von 430 Millionen Dollar, dies entspricht 7% des Gesamtumsatzes, das wichtigste Produkt für das Schweizer Unternehmen dar. Paraquat kommt unter anderem beim Anbau von Bananen, Kakao, Kaffee und Baumwolle ausgiebig zur Anwendung, sowohl auf Plantagen als auch auf Feldern von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Paraquat wird wegen seiner gesundheitsschädigenden Wirkung auf Menschen seit den 1960er Jahren stark kritisiert. Menschen, die regelmäßig mit dem Herbizid in Kontakt kommen, haben mit ernsthaften Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Die hohe Toxizität von Paraquat, für das es kein Gegenmittel gibt, führt immer wieder zu Todesfällen. Zusätzlich wird neben den negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit auch die Anreicherung von Paraquat im Boden befürchtet. Aus diesem Grunde wurde Paraquat in Deutschland mit einer Anwendungsbeschränkung belegt. Studien weisen zudem auf die negativen Auswirkungen von Paraquat auf Säugetiere, Vögel, Fische und Amphibien hin.

Erfolg: Paraquatverbot in Malaysia

Ein erster Erfolg der Kampagne ist bereits zu verzeichnen: Die Regierung von Malaysia entschied in der Kabinettssitzung vom 27. August 2002, die Verwendung von Paraquat zu verbieten. Nach diversen europäischen Staaten ist Malaysia das erste Land in Südostasien, welches das umstrittene und gefährliche Produkt aus dem Verkehr zieht. Die Regierung begründete das Verbot damit, dass es kosteneffizientere und weniger gefährliche Produkte auf dem Markt gibt. Daher werden ab sofort keine neuen Paraquatprodukte mehr zugelassen. Bereits registrierte Produkte, wie z.B. Gramoxone von Syngenta, werden schrittweise aus dem Verkehr gezogen. In Malaysia wurde Paraquat insbesondere in den ausgedehnten Ölpalmplantagen verwendet. „Wir begrüßen die längst überfällige Entscheidung der Regierung, dieses Gift zu verbieten. Jetzt muss ein weltweites Verbot von Paraquat folgen“, sagte Sarojeni V. Rengam, Geschäftsführerin von PAN Asien & Pazifik.

Noch im Mai diesen Jahres hatte Syngenta gegenüber Analysten der Deutschen Bank behauptet, es sei unwahrscheinlich, dass Behörden Paraquat vom Markt nehmen werden. Syngenta nahm damit Bezug auf die bereits zu dem Zeitpunkt initiierte NGO-Kampagne zum Stopp von Paraquat.

Industrie will Rücknahme der Entscheidung

Nach Informationen von PAN Asien & Pazifik setzt sich Syngenta für eine Rücknahme der Entscheidung in Malaysia ein. Mitarbeiter von Syngenta Malaysia haben Regierungsvertreter bezüglich des Paraquatverbots aufgesucht. Die industrienahe Organisation „Malaysian Crop Care and Public Health Association“ hat in der größten englischsprachigen Zeitung Malaysias einen Brief veröffentlicht, in dem behauptet wird, Paraquat sei in der Landwirtschaft sicher anwendbar. Ähnliche Aussagen traf der Syngenta Chief Executive Officer Michael Pragnell während der Halbjahreskonferenz. Er beteuerte die Sicherheit von Paraquat und wies auf dessen Wichtigkeit hin. Allerdings vertritt Prof. Klaus Leisinger, der bis zum 1. September 2002 Geschäftsführer der Syngenta-Stiftung für nachhaltige Entwicklung war, in dieser Frage eine andere Meinung. In einem Brief an die Schweizer Organisation „Erklärung von Bern“ hat Klaus Leisinger festgehalten, dass er das „...Unbehagen über den sicheren Umgang mit Paraquat unter Bedingungen kleinbäuerlichen Arbeitens in Entwicklungsländern teile“.

E-Mail-Kampagne gegen Paraquat gestartet

Um der Forderung der internationalen NGOKoalition Nachdruck zu verleihen, wurde auf den Internetseiten der Erklärung von Bern Mitte September eine E-Mail-Kampagne gestartet, die Heinz Imhof, Verwaltungsratspräsident von Syngenta, zum Handeln aufruft. Machen auch Sie mit bei dieser Aktion. Ein vorgefertigter Brief findet sich unter http://www.evb.ch/stopparaquat_d.htm. Zudem können Sie der Regierung von Malaysia einen Brief schreiben, in dem Sie die Regierung zum Verbot von Paraquat beglückwünschen und sie bestärken, die Entscheidung aufrechtzuerhalten und konsequent umzusetzen.

(Alexandra Baier)

Für mehr Informationen und einem Beispielbrief: Alexandra Baier (alexandra.baier@pan-germany.org). *Zu der internationalen NGO-Koalition zählen: Erklärung von Bern (Schweiz), Banafair e.V. (Deutschland); Bio Suisse (Schweiz); Central American Institute for Studies on Toxic Substances (Costa Rica), Fédération genevoise de coopération (Schweiz); Foro Emaus (Costa Rica); Swedish Society for Nature Conservation; Pesticide Action Network Asia Pacific; Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany); Pesticide Action Network Latin America (RAP-AL); Pesticide Action Network North America; Pesticide Action Network UK; Red de Accion sobre Plaguicidas y Alternativas en México (PAN Mexiko).


Pestizid-Brief November/Dezember 2002

Weitere Informationen zu Paraquat siehe: http://www.pan-germany.org/info/wirkstoffe.htm

© 2018 PAN Germany Seitenanfang PAN Germany, validieren