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Resistenzen gefährden Malaria-Programme

28.02.2012, PAN Germany, Carina Weber

Ziel der Stockholmer Konvention ist unter anderem, den Einsatz von DDT weltweit zu eliminieren. Gleichwohl hat sich der Einsatz von DDT seit dem Inkrafttreten der Konvention 2004 nicht substantiell verändert. Zudem hat die starke Nutzung von Insektiziden aus der Gruppe der Pyrethroide zu erheblichen Resistenzen geführt, so dass die Effektivität von mit Insektiziden behandelten Bettnetzen potentiell bedroht ist. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung von Henk van den Berg et al..1

Die Kontrolle von Krankheiten übertragenden Organismen ist eine weltweite Herausforderung. Dabei geht es unter anderem um Malaria. Seit Jahrzehnten werden zur Bekämpfung der Malaria Insektizide verwendet. Solche chemischen Maßnahmen haben in jüngster Zeit durch international konzertierte Programme in vielen Ländern erheblich zugenommen. Der Studie von van den Berg et al. zufolge ist Malaria jene Krankheit, zu deren Bekämpfung die meisten Insektizide eingesetzt werden. Durch die weltweite Initiative zur Bekämpfung von Malaria gab es laut WHO eine Abnahme der Erkrankungen und Todesfälle durch diese Krankheit2. Ob zukünftig die Morbidität und Mortalität durch Malaria weiter gesenkt werden kann, ob sie gehalten werden kann oder ob sie womöglich wieder ansteigt, ist stark davon abhängig, ob die Zunahme von Resistenzen der Krankheitserreger und Moskitos gegenüber den chemischen Interventionen gestoppt werden kann und ob die Malariaprogramme weiterhin umfangreich finanziert werden.

In Ihrem Weltmalariabericht 2011 geht die Weltgesundheitsorganisation davon aus, dass die aus internationalen Quellen gespeisten Gelder zur Malariakontrolle 2011 mit zwei Milliarden US-Dollar einen Höchststand erreichen und weit unter dem notwendigen Bedarf für die Erreichung der für 2015 festgeschriebenen Ziele bleiben, wofür 2010-2015 jedes Jahr fünf Mrd. US-Dollar erforderlich wären. Für 2012 und 2013 nimmt die WHO an, dass das Budget in etwa auf gleichem Niveau verbleiben wird, danach wird jedoch bis 2015, so die WHO-Erwartung, ein Rückgang auf 1,5 Mrd. erfolgen.

Während die finanzielle Ausstattung der Programme den durch die WHO errechneten Bedarf unterschreitet, nehmen gleichzeitig Besorgnisse bezüglich des Anstiegs der Resistenzen gegenüber den eingesetzten Insektiziden zu.

Van den Berg et al. haben deshalb eine umfassende Abschätzung der globalen Muster des Einsatzes von Insektiziden in der Vektorkontrolle vorgenommen. Insgesamt wurden Daten aus 125 Ländern ausgewertet. Sie gelangten zu folgenden Ergebnissen.

Unter den mit Insektiziden bekämpften Erkrankungen stand Malaria an erster Stelle, gefolgt von Dengue, Leishmaniose und der Chagas-Krankheit.

Der Einsatz von Insektiziden aus der chemischen Gruppe der Pyrethroide hat seit 2004 stetig zugenommen, wobei es in Afrika sogar einen scharfen Anstieg der Nutzung von Pyrethroiden gab. Dieser war vor allem durch die Innenraum-Behandlung bedingt. Pyrethroide werden gleichzeitig auch weiterhin in der Landwirtschaft verwendet, und sie sind die einzige chemische Gruppe, die zur Behandlung von Bettnetzen verwendet wird. 2009 wurden in Afrika 88 Millionen Insektizid-behandelte Bettnetze verteilt und außerhalb Afrikas 13 Mio. Im Jahr 2010 waren es sogar 145 Mio. Insektizid-behandelte Bettnetze, die in Afrika verteilt wurden, während es außerhalb Afrikas 20 Millionen waren.

Das bemerkenswerteste Ergebnis der Untersuchung ist sicher die entstandene Dominanz der Pyrethroide in der Vektorkontrolle bezüglich der behandelten Fläche, und damit das enorme Resistenz-Risiko.

Der Resistenzgefahr soll mit Wirkstoff-Rotation begegnet werden. Einem Bericht der US-amerikanischen President's Malaria Initiative (PMI) zufolge haben Äthiopien, Liberia, Mali, Senegal und Uganda angesichts von Resistenzen 2010 und 2011 teilweise oder völlig auf Carbamate umgestellt (z.B. Bendiocarb). Generell geht der Bericht aber von einem ungenügenden Resistenzmanagment aus.

Aus der Sicht von PAN Germany bestehen - wie aus der Studie deutlich wird - nicht nur hinsichtlich der Implementierung der guten fachlichen Praxis in der Vektorkontrolle erhebliche Mängel. Es ist auch kaum ersichtlich, dass die sogenannten integrierten Vektormanagement-Programme ihren Namen verdienen, da sie massiv von chemischen Lösungen dominiert sind. In der Studie von van den Berg et al. taucht das Stichwort "non-chemical methods" lediglich als Aufzählungspunkt in einer Klammer auf. Diese Vernachlässigung nicht-chemischer Ansätze einschließlich sozialer Ansätze spiegeln leider auch die Berichte und persönliche Mitteilungen aus den von der Malaria betroffenen Ländern wieder.

(Carina Weber)

1 Van den Berg et al. (2012): Global Trends in the Use of Insecticides for Vector-borne Disease Control. Environmental Health Perspectives, National Institute of Environmental Health Sciences, Online 17. Januar 2012, http:dx.doi.org/10.1289/ehp.1104340
2 World Health Organization (2011): World Malaria Report. Genf, Schweiz

Aus: PAN Germany Pestizid-Brief Januar/Februar 2012

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