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Neue Holzschutznorm: Gut für Gesundheit und Umwelt

22.11.2011, PAN Germany, Susanne Smolka

Fünf Jahre wurde die DIN 68800 zum Holzschutz in und an Gebäuden überarbeitet. Die am 4. Oktober 2011 in Kraft getretene Neufassung fordert nun deutlicher als zuvor Vorsorgemaßnahmen.

Die veraltete Holzschutznormreihe DIN 68800 zu überarbeiten, war überfällig, zumal EU-Regelungen in das nationale Regelwerk umzusetzen waren. Grundsätzlich kann Holz auf zwei Arten vor Schadinsekten und Pilzen geschützt werden. Erstens, durch bauliche, konstruktive Maßnahmen, die das Holz so schützen, dass es nicht mehr chemisch behandelt werden muss oder zweitens durch vorbeugende Behandlung mit chemischen Holzschutzmitteln. Beide Vorgehensweisen werden in den Normen der Reihe DIN 68800 "Holzschutz" festgelegt.

Der konstruktive Holzschutz - hierzu zählt z.B. die Wahl des Holzes oder das Einplanen ausreichender Dachüberstände - wird allerdings oft nur unzureichend bei Baumaßnahmen berücksichtigt. Im Innenbereich von Gebäuden ist konstruktiver Holzschutz in der Regel problemlos möglich und es kann auf Holzschutzmittel, die gefährliche Insektizide und Fungizide enthalten, verzichtet werden.

In der neuen DIN 68800 Norm steht nun Schwarz auf Weiß, dass dem konstruktiven Holzschutz Vorrang vor dem chemischen Holzschutz eingeräumt werden soll. Außerdem zählen Dachstühle von Wohngebäuden rechtlich gesehen zukünftig zum Innenbereich von Häusern und nicht mehr wie zuvor der Fall, zum Außenbereich eines Gebäudes.

Eine DNR-Pressemitteilung1 zum Inkrafttreten der überarbeiteten DIN-Norm weist auf die positiven Folgen dieser neuen Norm hin, etwa auf die Verbesserung im Arbeitschutz und auf die Abnahme von Sondermüll in Form von chemisch behandelten Hölzern. Kritisiert wird darin der heftige Widerstand der Bau-Chemieindustrie, die nun plane, ein Schiedsgerichtsverfahren anzurufen - offensichtlich um den Absatzmarkt für Holzschutzmittel von jährlich über 100 Mio. Dollar in Westeuropa nicht kampflos preiszugeben. Alle anderen Interessensgruppen tragen jedoch den "Paradigmenwechsel" mit. Ob die Bau-Chemieindustrie Erfolg hat und ein Schiedsverfahren eröffnet werden wird, ist noch offen. Allerdings wäre dies ein Novum, da die Holzschutznorm bereits in Kraft getreten ist.

Im Verlauf der Debatten um die neue Holzschutznorm stellte die Abgeordnete der Grünen Dorothea Steiner im Juni 2011 eine kleine Anfrage zum Marktvolumen und zu den Umweltauswirkungen des chemischen Holzschutzes an die Bundesregierung2 . Aufgrund der bekannten Mängel in der Biozid-Gesetzgebung bezüglich Transparenz und der erheblichen Verzögerungen bei Stoffprüfungen und Produkt-Zulassungen, überrascht die Antwort des Ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf die Anfrage nicht. So konstatiert das Ministerium, dass über die verwendeten Mengen von chemischen Holzschutzmitteln in Deutschland der Bundesregierung keine Informationen vorliegen und dass "eine umfassende und verbindliche Aussage über die Belastung der Umwelt durch chemische Holzschutzmittel im Gebäudebereich […] zum jetzigen Zeitpunkt nicht getroffen werden [kann]."

Es bleibt zu hoffen, dass die neuen Vorschläge im Entwurf zur Biozid-Verordnung zur besseren Berichterstattung über Vermarktung und Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen nicht in der letzten Verhandlungsphase wieder zurückgenommen werden und somit in Zukunft eine Chance für die Verantwortlichen besteht, solche Fragen beantworten zu können.

Wichtig ist nun auch, dass die verschiedenen Maßnahmen des konstruktiven Holzschutzes nicht nur als mögliche, sondern als notwendige Alternativen der interessierten (Fach-) Öffentlichkeit näher gebracht werden. Einen praktischen Beitrag bietet beispielsweise das Umweltbundesamt mit seinem Informationsangebot für Verbraucher auf seinem 2010 installierten Biozid-Portal: http://www.biozid.info.

(Susanne Smolka)

1 DNR (2011): Umweltverbände setzen sich gegen Chemieindustrie durch! Keine chemischen Holzschutzmittel mehr im Innenbereich von Gebäuden, Presseinformation, 30.09.2011: http://www.dnr. de/presse/ presseinformation-30092011. html
2 Die Grünen (2011): Antwort der Bundesregierung auf die schriftliche Anfrage von Dorothea Steiner (MdB) zu Holzschutzmitteln v. 27.06.2011: PDF-Download unter: http://www. dorothea-steiner.de/cms/default/dokbin/389/ 389896.schriftliche_frage_zu_ holzschutzmitteln.pdf

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