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Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Erfolg: Weltweites Verbot für Endosulfan beschlossen

30.06.2011, PAN Germany, Carina Weber

Aus: PAN Germany Pestizid Brief Mai / Juni 2011

Nach harten internationalen Auseinandersetzungen wurde das Insektenvernichtungsmittel Endosulfan in die Stockholmer Konvention aufgenommen. Ziel der Konvention ist die weltweite Eliminierung von Dauergiften. PAN und seine Partnerorganisationen feiern den Erfolg.

Ende April tagte in Genf die fünfte Vertragsstaaten-Konferenz der Stockholmer Konvention. Ziel der Konvention ist die weltweite Eliminierung von persistenten organischen Schadstoffen (Persistant Organic Pollutants - POPs). Insgesamt 30 Maßnahmen zur Förderung globaler Aktivitäten gegen POPs wurden durch die mehr als 600 Teilnehmer aus 130 Staaten verabschiedet. Besonders bemerkenswert ist die Entscheidung, Endosulfan in den Annex A der Stockholmer Konvention aufzunehmen. Damit steht dieses Insektizid nun vor der weltweiten Beseitigung.

Das Einlenken jener Akteure, die gegen eine Aufnahme von Endosulfan in die Stockholmer Konvention gekämpft hatten, geschah im letzten Moment, als Zugeständnisse für Ausnahmeregelungen gemacht worden waren. Ziel ist nun, Endosulfan 2012 global vom Markt zu nehmen. Allerdings haben Indien, China und Uganda Ausnahmegenehmigungen beantragt. Für eine ganze Reihe von Anbaukulturen, darunter etwa Baumwolle, Kaffee, Tee und Mais, kann Endosulfan weiterhin verwendet werden.

Die spezifischen Ausnahmen gelten allerdings nicht nur für jene drei Länder, die Ausnahmen beantragten. Jeder Vertragsstaat ist berechtigt, bei Inkenntnissetzung des Sekretariats der Konvention die Ausnahmeregelungen zu nutzen. Damit wird Endosulfan zunächst in bestimmten Ländern in bestimmten Anbaukulturen weiterhin eingesetzt werden. Dr. Meriel Watts, die für PAN an der Konvention teilnahm und seit Jahren für das weltweite Verbot von Endosulfan aktiv ist, formulierte die Einschätzung, dass über die Möglichkeit der Verlängerung von Ausnahmegenehmigungen einzelne Anwendungen in bestimmten Ländern erst in 10 Jahren beendet werden könnten.

Der Durchbruch hin zur Aufnahme von Endosulfan in die Stockholmer Konvention gelang unter anderem, weil finanzielle und technische Hilfe beschlossen wurde, um in Entwicklungsländern und ehemaligen Sowjetländern (countries in transition) Alternativen zu Endosulfan verfügbar zu machen. Zur Sicherstellung der Verfügbarkeit von Alternativen wurde ein Arbeitsprogramm verabschiedet.

Wirkung zeigten die Verhandlungen der Stockholmer Konvention schon vor dem Beschluss der Vertragsstaatenkonferenz. Viele Länder trafen angesichts der internationalen Entwicklungen schon 2009 und 2010 die Entscheidung, die Nutzung von Endosulfan zu verbieten bzw. auslaufen zu lassen. Diese Länderentscheidungen sind unter anderem auch auf die Lobbyarbeit von PAN und seinen Partnerorganisationen zurückzuführen. Auch im letzten Moment, also während der Vertragsstaatenkonferenz, warben PAN und IPEN mit Produkten aus Endosulfan-freiem Anbau für die Aufnahme des Insektizids in den Annex A der Konvention. Im "Annex A-Café" boten in Öko-T-Shirts mit der Aufschrift "Made from organic endosulfan-free cotton" gekleidete PAN-Vertreter alternative Agrarprodukte wie Kaffee, Tee, Milch, Schokolade und Cashew zur Verkostung an. Eine farbige Landkarte, die durch die Zusammenarbeit von ACAT, PAN und IPEN erstellt worden war, zeigte all jene Länder, in denen Endosulfan bereits verboten wurde oder vor dem Verbot steht. PAN stellte den Delegierten zudem eine CD mit PAN-Veröffentlichungen zum Thema Endosulfan/Alternativen zur Verfügung.

Abgeschlossen ist das Thema Endosulfan nicht. Schließlich müssen die Beschlüsse jetzt umgesetzt werden. Deshalb sind Aktivitäten von PAN und seinen Partnerorganisationen weiterhin erforderlich, besonders in jenen Ländern, die Ausnahmegenehmigungen beantragt haben. In Indien wird es darum gehen, den Zeitraum der weiteren Endosulfan-Nutzung kurz zu halten. In Uganda sollte intensiv daran gearbeitet werden, agrarökologische Ansätze des Pflanzenschutzes zu stärken. In China muss darauf gedrungen werden, dass die Produktion on Endosulfan schnell beendet wird und ein Ende der Nutzung alsbald folgt. Aber auch in den anderen Ländern, in denen Endosulfan aktuell noch eingesetzt wird und in denen die Nutzung zunächst noch fortgeführt werden könnte bzw. dürfte, ist ein Drängen auf die Implementierung verfügbarer Alternativen erforderlich. Und auch nach einem nationalen Verbot können noch beträchtliche Mengen Endosulfan als Restbestände vorhanden sein und verbraucht werden, wenn die Pestizidfirmen diese nicht über ein aktives Programm zurück nehmen.

Dass die Verwendung von Endosulfan nicht nur die Anwender selbst und die Anrainer von Applikationsflächen schädigt, trat jüngst durch behördliches Handeln in Indien zutage. Die in staatlicher Hand befindliche Firma Hindustan Insecticide Limited (HIL) geriet kürzlich unter Druck, weil sie die Regeln für die Entsorgung giftiger Abwässer und Abfälle nicht einhielt. Das State Pollution Control Board des indischen Bundesstaates Kerala drohte eine Schließung von Produktionsanlagen an. Die Firma war den Aufforderungen, die Vergiftung von Böden und Gewässern zu beenden, nicht nachgekommen.

(Carina Weber)

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